Kompass – Zeitung für Piraten

Dortmund: Mit „Impulskraft“ gegen Penner – Mall-Betreiber ECE fordert bettlerfreie Fußgänger-Zone

Private Malls sind privat. Foto: ECE

„Seit jeher sind Städte ein Ort des Handels,“ jubelt der Shopping-Mall-Projektentwickler ECE (Otto-Familie) auf seiner Webseite. „Durch die Verleihung des Marktrechts wurde ein Dorf erst zur Stadt. Und auch heute noch ist ein lebendiger Marktplatz mit seinen vielfältigen Angeboten und seinem bunten Treiben das Sinnbild für Urbanität.“

Doch nicht alle Lebendigen sind in der schönen Shopping-Welt erwünscht.

Laut Ruhrnachrichten Dortmund stört Centerbetreiber und Handel das Betteln in der Stadt. „Stadtkern aufpolieren: ECE fordert Bettelverbot“ titelt die Lokalzeitung. Einiges liegt wohl hart an der Grenze. Es gebe in einigen Punkten rechtliche Einschränkungen, stellte Oberbürgermeister Ullrich Sierau laut Zeitungsbericht fest.

Hausrecht statt Bürgerrecht

Man muß sich mal fragen, wie weit das mit den Malls gehen soll. Es ist bedenklich, dass immer mehr öffentlicher Raum „privatisiert“ wird. Alles was das Shoppen stört, wie etwa Demonstrationen, Infostände oder eben auch Betteln, wird in der Regel per Hausrecht verboten, per Videoaufzeichnung überwacht, ca. 48-72 Stunden gespeichert und per Sicherheitsdienst durchgesetzt.

In Dortmund soll diese Shopping-Mall-Denke nun auch in den echten öffentlichen Raum exportiert werden. Dann wird die Fußgängerzone eine demokratiefreie Zone. Schön fürs Shoppen, schlecht fürs Leben.

Zuerst fängt es mit massiver Videoüberwachung an, dann gibt es Citymanagement und Hausverbote. Störer werden aus dem öffentlichen Raum gedrängt. Städte machen sich attraktiver. Das ist der konservative Ansatz, der den Raum über seinen Gebrauchswert, seinen Nutzen, definiert.

Der öffentliche Raum wird umgestaltet: wenn sich etwa Tische und Stühle der Kneipen auf dem Marktplatz befinden, hat der Bürger den Eindruck, dass dieser Teil des Platzes nun ein privater Raum ist. Man kann sich nicht einfach an den Tisch setzen, man muss schon etwas trinken oder verzehren. Privat! Der Marktplatz wird per Sondernutzung zum Privatplatz.

Weiter verlagern sich Aktivitäten in private Räume, eben in keim-, politik- und bettlerfreie Malls. Wer in die Mall will, muss sich anpassen.

Geographie-Diplomarbeit zum Thema Shopping Mall und öffentlicher Raum (pdf)

Brandeins-Bericht über ECE

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