Kompass – Zeitung für Piraten

Allensbach warnt vor Trash-TV à la RTL: Produzieren wir eine Schicht sozialer Verlierer?

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RTL Television: der marktführende Privatsender produziert viele Beiträge für die Zielgruppe Unten. Über 25 Jahre massenhafte Verblödung wirken sich nun aus, ermittelte Allensbach. Hauptprofiteur am Schrott-TV ist Medienriese Bertelsmann, der andererseits mit seiner mächtigen Stiftung auch ungefragt zu Bildungsthemen in die Politik eingreift.

Passend zum Linksruck der FAZ hier nun die endlich online freigeschaltete Allensbach-Umfrage im faznet: „Produzieren wir eine Schicht sozialer Verlierer?“:

Unter- und Mittelschicht bleiben abhängig vom Arbeitseinkommen. Die Oberschicht hat sich aus dieser Abhängigkeit gelöst. Aber auch sonst läuft vieles auseinander in der Gesellschaft. Link

Eindrucksvoll erhärten die Meinungsforscher vom Bodensee die These vom Unterschichten-Fernsehen. Hier fällt mir sofort RTL Television als Marktführer ein.

Trash-TV-Kultur

73 Prozent der Menschen in der „Unterschicht“ verbringen laut Allensbach über drei Stunden täglich mit Fernsehkonsum. In der Mittelschicht lassen sich nur 54 Prozent mehr als drei Stunden berieseln, in der sogenannten Oberschicht lediglich 34 Prozent, tendenziell eher mit den informierenden Sendern.

Die Alltagskulturen dieser Schichten, so Allensbach, entwickeln sich stetig auseinander. Auch Sport und Nichtrauchen ist eher Thema der Bessergestellten. Interesse an politischen Themen, die Aufnahme schriftlicher Informationen geht zurück. Auch das Internet wird je nach sozialer Lage anders genutzt, nämlich entweder zur Info oder zur Unterhaltung.

RTL-Parallelgesellschaft?

Allensbach sieht die Entwicklung unterschiedlicher Kulturen, sozusagen Parallelgesellschaften, in Deutschland.

Eine Herausforderung an die Politik, dem mit mehr Bildungsprojekten entgegenzusteuern. Die schlimmsten Auswüchse vom Trash-TV (wie etwa die herabsetzende, hetzerische Präsentation im Rahmen der RTL-Gamescon-Berichte) sollten mit einer schlagkräftigen Medienaufsicht gemildert werden. Persönlich kann man selbst seinen eigenen Fernsehkonsum reduzieren, am besten auf Null, und dafür in seinem Bekanntenkreis werben. Denk selbst!

5 Kommentare

  1. Mein Fernsehkonsum ist schon seit Jahren auf 0 (also aufm Fernseher – Fernsehserien, gerne ab 1950, schau ich gern aufm Netbook, von archive.org oder Youtube besorgt). Andererseits beschäftige ich mich nicht mit Sport oder Nichtrauchen 🙂

    Was mich eher wundert, ist: nach Umfragen sind an die 75% der Deutschen online. Abzüglich Kleinkinder und Greise sind das wohl knapp alle. Wie aber nutzen sie da die Zeit? Welche Möglichkeiten ergeben sich daraus für Online-Wahlkampf?

    1. >Was mich eher wundert, ist: nach Umfragen sind an die 75% der Deutschen online. Abzüglich Kleinkinder und Greise sind das wohl knapp alle. Wie aber nutzen sie da die Zeit? Welche Möglichkeiten ergeben sich daraus für Online-Wahlkampf?

      Zur Nutzungsdauer:
      http://www.ard.de/intern/basisdaten/onlinenutzung/onlinenutzung_3A_20zeiten_20und_20dauer/-/id=55190/1l98aso/index.html

      Durchschnittliche Nutzungsdauer von Fernsehen, Hörfunk und Internet
      in Minuten/Tag

      2010: TV 244, Radio 187, Internet 77 Minuten/Tag

      Ne genaue Auszählung müsstest du mal bei ARD media anfragen

      Zur Nutzung: http://www.ard.de/intern/basisdaten/onlinenutzung/-/id=55208/59yqoa/index.html

  2. Ein interessanter Artikel. Ich selbst schaue sehr wenig Fernsehen und wenn, dann nur auf N24 oder aehnlichen Bildungssendern. Meiner Meinung nach tragen diese „Trash-Sender“ dazu bei, dass dessen Konsumenten die Lust auf Bildung und Fortschritt verlieren, da es ja sehr bequem ist, sich zurueckzulehnen und sich ueber andere Menschen lustig zu machen. (Beispiel: DSDS Casting, Explosiv, das Model und der Freak etc.)

    Dahingegen ist ja ein Sender, der einen Bericht ueber den Urknall, Wirtschaft oder die Entstehung des Computers zeigt, eher langweilig – aus Augen derer, die sich jeden Tag auf’s neue freuen, wenn sich Menschen wieder im Fernsehen „blamieren“.

    1. Tja, so ist es. Marktführer RTL und andere Trashsender heben nicht gerade das Niveau der Zielgruppe, sondern senken es.

      Und das ungestraft über 25 Jahre.

  3. Und die öffentlichen rechtlichen ziehen nach. Wenn man sich im Internet so die Programmgestaltung vom WDR ansieht und dann so etwas wie Trödelking findet, denke ich eher an eine Produktion von Kabel 1.

    Schlimm finde ich nur, dass man sowohl ÖR, als auch Private über Werbung, Gebühren und Lizenzen finanziert. Auch gegen den freien Willen.

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