Aus dem FAZ-Archiv: der doppeldeutige Lobgesang zum Amtsantritt
„Christian Wulff ist staatsklug“ von unserer Zensursula, Juni 2010.
Christian Wulffs Erfolg ist alles andere als ein Zufall. Er beruht auf Klugheit und der seltenen Fähigkeit, sich selbst zurückzunehmen. Wulff hat im Laufe der Jahre viele Menschen dazu bewegt, sich nicht nur für Politik zu interessieren, sondern sich auch selber einzubringen und unserer Land aktiv mit zu gestalten. Viele haben an seiner Seite in Niedersachsen gewirkt und dabei selbst an Statur gewonnen. Christian Wulff hat die Gabe, in seinen Erfolgen mit anderen das Scheinwerferlicht zu teilen. Ich weiß, wovon ich spreche. Das ist eine seltene Gabe. Wer seine Bescheidenheit zur Schwäche umdeutet, ist unfair oder hat keine Menschenkenntnis.
Christian Wulff ist staatsklug. Was können wir uns heute von einem Bundespräsidenten mehr wünschen?
Zum schönen, aber mit einer bösen Nebenbedeutung vergifteten Wort „Staatsklug“ schreibt das Pierer Universal-Lexikon:
Staatsklugheit, der Inbegriff der bei Leitung der Staatsgeschäfte zu beobachtenden Klugheitsregeln. Insoweit diese Regeln die sittliche Grundlage u. den wahren Zweck des Staates im Auge behalten, fällt der Begriff der S. mit dem der Politik (s.u. Staat) zusammen.
In der Regel verbindet man aber mit dem Begriffe der S. die Nebenbedeutung, nach welcher darunter nur die Klugheitsregeln begriffen werden, bei denen auf die menschliche Schwäche u. die Benutzung günstiger Gelegenheit zur Ausführung an sich dem Staatszweck fremder od. doch nur im persönlichen Interesse des Staatsherrschers liegender Pläne speculirt wird.
Noch mehr Boshaftes findet sich hier im Grimmschen Wörterbuch …
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