Kompass – Zeitung für Piraten

Sind wir breit?

Breitbandinternet in der Stadt und auf dem Land: Warum ist es meist nicht schneller als 2 MBit (oder anders bezeichnet DSL 2000)?

CC BY-SA Jürgen ASBECK (TIMECODEX)

Definition Breitbandinternet:

Die Internationale Fernmeldeunion (ITU) definiert einen Dienst oder ein System als

CC BY-NC-ND Wilton Rodrigues/ StockXchange
CC BY-NC-ND Wilton Rodrigues/ StockXchange

breitbandig, wenn die Datenübertragungsrate über 2.048 kBit/s hinausgeht. Das deutsche statistische Bundesamt schließt sich dieser Definition an. Wieviele Breitbandanschlüsse gibt es Ende 2012 in der Bundesrepublik? Aktuell gibt es mehr als 27 Millionen Breitbandanschlüsse in Deutschland. Die Entwicklung der Zahl der Breitbandanschlüsse in Deutschland geht allerdings weiter nach oben.

Welche Technologien werden verwendet?

DSL-, TV-Kabel, die drahtlose Übertragung (UMTS, LTE, W-LAN und Satellit) stellen die Möglichkeiten des Zugriffs dar. Ende 2011 lag DSL mit 23,4 Millionen Nutzern vor den anderen Zugriffsmöglichkeiten wie TVKabelnetz, Satellit, Festverbindung, Powerline, die gemeinsam auf ca. 3,8 Mio. User kamen. Die Zahl der UMTS-Nutzer lag Ende 2010 bei rund 31 Millionen, LTE ist bisher noch größenmäßig zu vernachlässigen.

Wo muß ich leben, um die besten Aussichten zu haben, schnell meine Urlaubsvideos usw. hochzuladen? Dauert es zwei Minuten, oder eher zwei Stunden?

Wohne ich in Berlin, Hamburg oder Bremen (also in den Stadtstaaten), liege ich mit 100 Prozent vorn. Das Flächenland NRW kommt mit 99,7 Prozent bereits an vierter Stelle, der schlechteste Wert unter allen Bundesländern wird von Sachsen-Anhalt mit 97,8 Prozent erreicht. Aber: auch das ist ein wirklich guter Wert.

Wie sieht es mit den deutschen Städten aus?

Die großen Städte können im Prinzip als komplett erschlossen gelten, der dörfliche Bereich ist aktuell noch nicht vollständig „vernetzt“.

Gibt es Unterschiede je nach Gebiet?

Ja, hier ist es definitiv ausschlaggebend, in welchem Bereich man wohnt. Der westliche Teil der Bundesrepublik bis zur Mitte hin ist recht gut versorgt. Im östlichen Teil hängt es vom jeweiligen Einzugsbereich der Städte ab.

Wer genau wissen möchte, wie es mit seinem Ort aussieht, der kann das auf „zukunft-breitband.de“, dem Portal des Bundesministeriums für Wirtschaft, ermitteln.

Wie kann ich surfen, wenn in meinem Gebiet keine Kabel verlegt werden?

Überall, wo kein schnelles kabelgebundenes Breitbandnetz zur Verfügung steht, ist LTE in Zukunft eine Möglichkeit des Zugriffes auf das „schnelle“ Internet.

Bis Ende 2012 war etwa ein Viertel der Fläche in der Bundesrepublik über LTE abgedeckt, 2015 soll es bereits die Hälfte sein. Bis 2018 wollen die Netzbetreiber die Versorgung der gesamten Bundesrepublik abdecken. Eventuell wird dieser Wert auch bereits früher möglich sein. Im letzten Jahr hat die Telekom ca. 3 Milliarden Euro in die LTE-Infrastruktur investiert, Vodafone lag bei ca. einer Milliarde Euro.

Mit welcher Geschwindigkeit surft Deutschland im Jahr 2012?

12,0% < 2 MBit,
10,5% = 2 MBit,
46,3% > 2 MBit bis 10 MBit,
23,0% = 10 MBit bis 30 MBit,
 7,8% = 30 MBit bis 100 MBit
und 0,4% > 100 MBit.

Fazit:

Deutschland liegt im Vergleich zu unseren europäischen Nachbarn aktuell besonders bei den Bandbreiten hinten. Um große Datenmengen ohne Störungen übertragen zu können (ruckelnde Videos oder Ähnliches), ist eine Versorgung mit hoher Geschwindigkeit vonnöten. LTE wird hier in Zukunft die Netzleistung verbessern. Um die Zukunft unseres Industriestandortes zu sichern, ist es notwendig, weiter hohe Beträge in den Ausbau der Netze zu investieren.

Wir Piraten fordern die Bereitstellung eines schnellen Breitbandnetzes ab mindestens DSL 6000 in der gesamten Bundesrepublik, jeder Bürger hat das Recht digital an der Zukunft teilzuhaben.

Grundsätzlich läßt sich die Frage nach dem Breitbandinternet in Deutschland aber folgendermaßen beantworten:

Ja, wir sind breit, aber: Nein, wir sind noch nicht sehr schnell!

Dieser Beitrag erschien im Kompass_2013.1