Den Auftakt zur Verkehrswendekonferenz machte ein Vortrag von Prof. Heiner Monheim von der Universität Trier. Prof. Monheim hat sich in einem recht weiten Bereich mit dem Thema Verkehr beschäftigt. Angefangen beim Fußgänger und Radfahrer über ÖPNV bis hin zum Individualverkehr.
Er richtete zahlreiche Denkanstöße an das Publikum vor Ort und an das ebenfalls virtuelle anwesende im Lifestream. Wer denkt zum Beispiel schon darüber nach wie viel Stellplätze ein Auto benötigt? Als Zahl stand 3,5 im Raum, also für jedes Auto 3,5 Parkplätze die einen Großteil der Zeit gar nicht belegt sind. Ebenfalls zum Thema Auto ist der Platzbedarf auf den Straßen interessant, der mit steigender Geschwindigkeit steigt. So gesehen würde ein Tempolimit auf Autobahnen diesen Platzbedarf und damit den Bedarf an neuen Straßen senken. Ein anschauliches Beispiel zum Platzbedarf war auch das entleeren eines Stadions. Der Fußgänger braucht nur wenig Platz, weshalb die Menschen dass Stadion recht schnell verlassen können während es auf den Straßen schnell sehr eng wird, weil die Autos viel Platz brauchen.
Am ÖPNV kritisierte er die ungünstige Abstimmung der einzelnen Verkehrsmittel aufeinander. Was ich als regelmäßiger Nutzer des ÖPNV nur bestätigen kann. Als positiven Wandel führte er das Semesterticket an, nach dessen Einführung die PKW-Zahlen bei Studenten zurückgingen und auch ein langfristiger Wandel beim Verkehrsverhalten einzutreten scheint. Er plädierte dafür die Idee einer ÖPNV Flatrate, wie sie bereits für Studenten gilt auch auf die Allgemeinheit auszuweiten, dies aber gleichzeitig mit einer Forderung nach einer Verbesserung der Taktzeiten zu verbinden.
An der Politik kritisierte er vor allen Dingen die lineare Denkweise, die mit immer der selben nicht funktionierenden Lösung versucht das Problem zu lösen. Genau meinte er damit den Versuch durch immer mehr Straßen das Stauproblem zu beseitigen wollen, anstatt mal andere Wege zu gehen. Er beklagte den Mangel an Innovation und wunderte sich über die Ineffizient mit der im Betrieb höchste Effizienz angestrebt wird, während das Pendeln höchst Ineffizient ist. Ebenso wunderte ihn, dass 80 % der Investitionen in Fernverkehr gesteckt werden, während einen Großteil unserer Mobilität die Nahmobilität ausmacht. Zudem scheinen viele Kosten für den Autoverkehr in den Haushalten der Städte und Kommunen nur begrenzt sichtbar gemacht zu werden.
Für weitere Hintergründe hat er seine Homepage empfohlen.
Der Hintergrund der von der Piratenfraktion organisierten Verkehrswendekonferenz, ist es unter der Beteiligung der Öffentlichkeit das Mobilitätskonzept für die Zukunft zu planen bzw. die Grundlagen dafür legen.
Am morgigen Samstag geht es weiter. Eine Übersicht für das Programm von morgen und Sonntag findet sich hier.