Kompass – Zeitung für Piraten

Publizist Henryk M. Broder: Ewiges Missverstehen?

Deutsch oder Antideutsch, das ist hier die Frage.
Deutsch oder Antideutsch, das ist hier die Frage.

Henryk M. Broder als den „ewigen Israel – Lobbyisten“ zu benennen, bietet sich an, liest man, was er so publiziert. Dennoch ist es zu kurz gegriffen, denn Lobbyismus arbeitet vorwiegend mit positiv besetzten Argumentationsstrukturen.

Herr Broder jedoch wittert immer dann den „ewigen Antisemit„, wenn die Handlungsweisen des Staates Israel kritisch hinterfragt werden. Seine Botschaft ist: wenn dieser Staat sich so verhält, wie er das tut, so steht niemand und einem Bürger Deutschlands im Besonderen eine kritische Betrachtung zu.

Wer etwa dem Ungarn eines Viktor Orbán bescheinigt, mit seinem Wahlrecht die Demokratie ad absurdum zu führen, den nimmt man im Diskurs als Gesprächspartner an. Wenn man mit Verweis auf das für „Roma“ ausgesetzte Wahlrecht auf Apartheid-Strukturen verweist, auch dann noch ist man angenommen im Kreis der Diskutanten.

Nun gibt es weltweit allerdings nichts, was mit dem Verhalten Israels gegenüber den „Gaza-Bürgern“ vergleichbar wäre. So provoziere ich mal und sage: wer aus sicherer Entfernung etwa Panzergranaten in ein abgeriegeltes Ghetto schießt, wer Schulen, Krankenhäuser, Kindergärten im Visier hat, der verhält sich kriminell und mithin auch vorsätzlich mit Blick auf die nach UN-Angaben 500 getöteten Kinder aus dem letzten „Ghetto-schleifen“ gegen Gaza.

Nun kommt wieder Herr Broder ins Gespräch, denn die erste Hälfte des letzten Absatzes beanstandet er nicht, während die zweite Hälfte mit seiner Allzweckwaffe „Antisemit“ abgebügelt wird. Man ist also „Anti“ mit einer Nachricht, die einen Tatbestand reflektiert. Nicht jener, der Semiten abschlachtet ist ein „Antisemit“ – es sind jene, die das vermelden. Den letzten Satz schauen wir uns nun aber doch nochmal an, wer Semiten abschlachtet?

Es waren doch Semiten, die bei ihren Militärfahrzeugen gemütlich ein Schwätzchen hielten, während die Panzer und Selbstfahrlafetten ballerten, was die Rohre hergaben. Des Rätsels Lösung ist wiederum ein schlichter Tatbestand und den aufzuklären, genügt es “Semiten“ bei Wikipedia aufzurufen:

Amharen,Tigrinya,Araber,Hyksos,Malteser,Minäer,Sabäer,Amoriter,Ammoniter,Akkader/Babylonier/Assyrer/Aramäer,Hebräer,Kanaaniter,Moabiter,Nabatäer,Phönizier und Samaritaner

bezeichnet man als Semiten. Somit gehören die Bürger Gazas, die seit Jahren isoliert in einem hermetisch abgeriegelten Groß-Ghetto leben müssen, logischerweise auch dazu. Nur sagen darf man es nicht. Auch das schreibt Herr Broder in die „Akte Antisemit“.

Eine bizarre Welt verbogener Wahrheiten tut sich hier auf. Die Menschen stehen ratlos vor der Tatsache, dass man ihnen in den Medien solche Informationen vorenthält. Sicher hat auch eine „schweigende Mehrheit“ bereits vor dem „ewigen Antisemit“ kapituliert und will nichts mehr wissen von den Verbrechen in dieser Region. Haben die Demagogen, die „Broder–Propagandisten“ dann nicht obsiegt? Ist nicht das ihr Anliegen? Ein Sieg zwar, aber mit Abstrichen, denn Wahrheiten kann man verschweigen in Medien – aber nicht gänzlich unterdrücken, sie können hartnäckig sein.

Rassismus zu transportieren: das sehe ich als einen Vorwurf, den ich nicht ganz vom Tisch nehmen kann, wenn ich sage, Israel verhält sich falsch, denn die  „Rechtsaußen“ – Seite nimmt das gerne auf um ihren Rassismus zu begründen. Das ist ein Dilemma, das ich leider nicht auflösen kann, nur mit kruden „Querfrontthesen“ geht es bestimmt nicht. Die Menschenrechte sind universell und sie verpflichten jede Nation, ohne Ausnahme.

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