„Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ (PEGIDA) ist eine Organisation, die seit dem 20. Oktober 2014 in Dresden Demonstrationen gegen die Einwanderungs- und Asylpolitik Deutschlands und Europas veranstaltet. Zum Jahrestag der PEGIDA-Demos ein Denkanstoß von Heiner Otte:
Patrioten sind Menschen, die sich als Fans ihres Staates outen. Europa ist ein Zusammenschluss von zur Zeit 28 Nationen, die so heterogen sind, wie etwa, als Beispiel, Rumänien im Vergleich zu Deutschland. Das lässt kein gemeinsames Nationalbewusstsein aufkommen.
Gegen etwas zu sein, das ist ein leichtes, jedoch für eine Alternative, Angebote machen zu können, reicht es nicht aus. Islam ist das, was man eine „Weltreligion“ nennt. Stand 2010 sind von ca. 7 Milliarden Menschen auf der Welt 32 Prozent Christen, 23 Prozent Moslems, 15 Prozent Hindus, 7 Prozent Buddhisten, 6 Prozent Anhänger von Naturreligionen, 0,2 Prozent Juden und weitere 0,8 Prozent Anhänger kleinerer Religionen.
Eine ernsthafte Befürchtung, dass sich an dieser Gewichtung etwas gravierend ändern wird, in der absehbaren Zeit, hat kein seriöser Mensch. Als freier und demokratischer Staat sind wir stolz auf unsere Religionsfreiheit. Abendland, das ist eine antiquierte Begrifflichkeit, die keinen ernsthaften Bezug mehr hat und mit dem „Morgenland“ auch keinen Widerpart, den man seriös ins Feld führen kann.
PEGIDA ist bereits in dieser ersten Betrachtung eine Wortschöpfung, die vermutlich bewusst krude und auf Krawall gebürstet daher kommt. Alles, was wir uns mit der Entstehung der Bundesrepublik als einem modernen und offenen Staatswesen an Werten gegeben haben, wird in Frage gestellt, oder offen angefeindet.
So hatten wir uns das nicht vorgestellt, als wir vor einem Vierteljahrhundert die beiden deutschen Staaten in eine Gemeinschaft führten. Wir wollen weiterhin ein moderne Nation sein in der Welt und mit dem Verweis auf teils archaische Verhältnisse andernorts, keine neue/alte Werteordnung oktroyieren.
Nun gibt es tausende Menschen, die hinter den Fahnen dieser „ewig Gestrigen“ gehen und die offenbar Religionskriege einem friedlichen Zusammenleben vorziehen. So schlecht das ist, wir anderen sind zig Millionen und wir lassen uns von den Demagogen der Intoleranz nicht in eine „braune Zukunft“ lenken.
Wenn PEGIDA also nunmehr Jahrestag feiert, dann ist die Mehrheit im Lande nicht in Feierlaune, warum auch. Man stelle sich vor, Moslems in Deutschland würden verfolgt, ihre Religion verboten, ihr Erscheinungsbild aus der Öffentlichkeit verbannt. Kopftücher hätten wie einst die „Kippa“ den Effekt, dass Menschen beleidigt und gar verletzt würden. Welcher zivilisierte Mensch wollte in einer solchen „Verbrecher-Gesellschaft“ leben?
Immer dann, wenn sich eine Gruppierung über die Gegnerschaft zu einer anderen Gruppierung identifiziert, immer dann ist Vorsicht geboten. Schauen Sie sich an, wofür oder wogegen man sie positionieren möchte und mit welchen Mitteln. Wer „Braun“ wieder Gesellschaftsfähig macht, der pflegt Hass und Gewalt. Die Erscheinungsformen dieser politischen Richtung sind vielfältig, ihre Protagonisten nicht weniger bauernschlau als andere.