Kompass – Zeitung für Piraten

Zuschauersport in der Krise

Der „Zuschauersport“ inklusive seiner medialen Vermarktung sackt in ein tiefes Imageloch. Das zeigen Meldungen von heute und aus den letzten Tagen:

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Nolympia nach München auch in Hamburg Foto: GrüneFraktionBayern Creative Commons Attribution License

Nolympia erfolgreich für Hamburg. Trotz gewaltiger Medienkampagne mit „80 Prozent der Bevölkerung für olympische Spiele in der Hansestadt“ zeigte sich dieses Wochenende tatsächlich mehrheitlich Ablehnung. Knapp 52 Prozent der Hamburgerinnen und Hamburger haben sich gegen eine Bewerbung für die Olympischen Sommerspiele 2024 ausgesprochen. Hamburger lehnen den massiven Umbau der Stadt zwecks Imagelift für minderwertige, unsportliche, umwelt- und gesundheitsschädliche Coca-Cola-, McDonald’s-, Procter & Gamble-Produkte ab. Sie befürchten unter anderem massive Mietsteigerungen, Verdrängung ärmerer Bevölkerung, und dass die Profite nicht in der Stadt, sondern in irgendwelchen anonymen Taschen landen. Die Verwüstung der Infrastruktur zeigt sich in Ex-Olympiastädten. Die Olympier selbst sind fein raus: dank Knebelvertrag und staatlich per Sondergesetz verliehenem „Olympia“-Logoschutz kassiert das IOC die Profite, wird aber von jeglicher Haftung sowie Steuern und Zoll freigestellt. Gigantisch auch der Sicherheitsaufwand: in London campierte das britische Militär sogar auf Hausdächern. Im Zuge der aktuellen Terrorpanik wird die Stadt zu einer gigantischen Festung. http://www.nolympia-hamburg.de/

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FIFA-Chef Joseph Blatter ist in seinem Amt für 90 Tage gesperrt, gegen ihn laufen Korruptions-Ermittlungen — Foto: theglobalpanorama Creative Commons Attribution-ShareAlike License

Polizeiaktion gegen die internationalen Fußball-Verbrecher FIFA: heute früh wurden weitere zwei Spitzenfunktionäre in Zürich in ihrem Luxushotel verhaftet. Zur Zeit läuft dort ein Funktionärstreffen. Den FIFA-Leuten wird seitens der US-Justiz millionenschwere Annahme von Bestechungsgeldern vorgeworfen. „Mit dem Wachsen der Fifa und dem ihrer einzelnen Konföderationen entstand ein tentakelartiges Netzwerk von Funktionären, die das Fußballgeschäft ausnutzen und ihren Wohlstand mehren konnten. Die gemeinnützige Organisation Fifa wurde, in den Worten des Bureau of Public Affairs des amerikanischen Außenministeriums, als „Unternehmen“ ausgebeutet. Eine Reihe miteinander verknüpfter Verbände wurde von Einzelpersonen zur persönlichen Bereicherung genutzt,“ schreibt Alan Tomlinson im „Tagesspiegel“. Auch Namen wie der deutsche Fußballheld Fanz Beckenbauer werden in diesem Zusammenhang genannt. http://www.tagesspiegel.de

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Nur zuschauen, nicht anfassen. Die Bundesliga will wie das IOC ihre Millionen für sich behalten, Kosten für Fußballgewalt bleibt bei Bund, Ländern und den Städten hängen Foto: tracydonald Creative Commons Attribution License

Fußballer-Streit ums deutsche TV-Gebühren-Geld: Die Bundesliga konferiert zur Zeit über die Verteilung der Millionensummen auf die Proficlubs und Amateurvereine. Bisher werden die 36 Proficlubs der Liga zentral vermarktet, und das soll nach ihrem Wunsch so bleiben. Nun wird der Streit öffentlich. Jährlich geht es um rund 650 Millionen aus dem TV, erklärtes Ziel ist mittelfristig, die Milliardengrenze zu knacken. Den Löwenanteil zahlt der Pay-TV-Sender Sky. Anlass für die hitzige Verteilungsdiskussion war ein Antrag des FC St. Pauli, nach dem Werksklubs wie Bayer Leverkusen von den Einnahmen ausgeschlossen werden sollten, schreibt die Süddeutsche Zeitung. Im Hintergrund köchelt die Aufarbeitung der angeblich gekauften Weltmeisterschaft 2006. Die WM-Übertragungsrechte kosteten die deutschen GEZ-Sender ARD und ZDF rund 179 Millionen Euro. Bei soviel Geld im geschlossenen System Ligafußball liegt der Korruptionsverdacht nur zu nahe. Nach wie vor zahlt die öffentliche Hand vieles rund um den größten deutschen Zuschauersport aus öffentlichen Kassen, freilich ohne direkt von den Lizenzmillionen zu profitieren. Im Ausland sind Vereinsbeiträge für Fußball-Polizeieinsätze nicht unüblich. Zuschauersport bietet den Menschen Sinnstiftung in einem oft sinnentleerten Alltag, ein Grund, warum Politiker gerne im Publikum sitzen und so an den Sporterfolgen teilhaben wollen.  http://www.sueddeutsche.de

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