Kompass – Zeitung für Piraten

Lebensnachhilfe an der Schule

Am 13.09.2009 habe ich eine Email an Frau Ministerin Sommer
des Ministeriums für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen (CDU) geschrieben:

Sehr geehrte Frau Ministerin Sommer,

heute Nachmittag kam mir ein Gedanke, an den Schulen fehlt ein wichtiges Fach, das die Schüler auf ihr Leben vorbereitet. Einige Eltern sind dazu nicht in der Lage aus welchen Gründen auch immer.
Allein schon aus Gründen der Fairness für einen gleichberechtigten Start ins Leben sollten alle Schüler die gleiche Chance bekommen.
Deswegen schlage ich das Fach „Lebenskunde“ vor. In diesem Fach sollten dem Schüler allgemeine Dinge wie:

– Der Umgang mit Geld (Schulden, Anlegen usw.)
– Die Haushaltsführung
– Allgemeine Rechte
– Der Umgang mit Behörden
– Lernstrategien für Prüfungen

lernen.

Besonders den Umgang mit der Vorbereitung mit Prüfungen und wie man am besten lernt, welcher Lerntyp man ist und wie man damit umgeht, fehlt mir bis heute. Der Weg zum Selbstständigen erschließen von Wissen ist ungemein wichtig.

In der Hoffnung einen Anstoß gegeben zu haben

Als Antwort kam

Ihre E-Mail vom 13. September 2009 an das Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen/Lebenskunde

Sehr geehrter Herr …,

Frau Ministerin Sommer bedankt sich für Ihre E-Mail vom 13. September 2009 und hat mich gebeten, Ihnen zu antworten.
In Ihrer E-Mail schlagen Sie das Fach „Lebenskunde“ vor, in dem die Schülerinnen und Schüler allgemeine Dinge, wie z. B. den Umgang mit Geld, Haushaltsführung etc. lernen sollten.
In diesem Zusammenhang darf ich Sie auf die Rahmenvorgabe der ökonomischen Bildung in der Sekundarstufe I hinweisen.
Kompetenzen zur Bewältigung ökonomisch bedeutsamer Problemstellungen sind ein unverzichtbarer Bestandteil der Allgemeinbildung und der berufsvorbereitenden Bildung. Ihre Vermittlung ist daher verbindlicher Auftrag der Schule. Schon jetzt enthalten die Lehrpläne für die Lernbereiche/Fächer Arbeitslehre, Gesellschaftslehre, Erdkunde, Geschichte und Politik zentrale Vorgaben für ihre Vermittlung, die in der Rahmenvorgabe für die ökonomische Bildung in der Sekundarstufe I aufgegriffen und weiterentwickelt werden zu einem Konzept umfassender wirtschaftlicher Grundbildung. Die ökonomische Bildung in der Schule zielt auf die Mündigkeit junger Menschen. Sie hat die Intention, in ökonomische Denkweisen einzuführen und komplexe wirtschaftliche Zusammenhange durchschaubar zu machen und zu erklären, die hinter der von den Schülerinnen und Schülern häufig vordergründig wahrgenommenen Wirklichkeit stehen. Sie sollen sich im Wirtschaftsleben auf Grundlage von Kenntnissen zurechtfinden und die sozialen und politischen Dimensionen ökonomischer Entscheidungen reflektieren.
Ein Schwerpunkt der ökonomischen Bildung liegt für alle Schulformen im Fach Politik, das den Anwendungsbezug des ökonomischen bereits in seiner konstitutiven Interdisziplinarität von Politikwissenschaft, Soziologie und Wirtschaftswissenschaft enthält.
In den Schulformen Hauptschule und Gesamtschule liegt ein weiterer Schwerpunkt der ökonomischen Bildung im Fach Wirtschaft, das hier als Regelfach existiert. Es ist im Lernbereich Arbeitslehre mit den Fächern Technik und Hauswirtschaft verbunden und betont so die Förderung der ökonomischen Entscheidungs- und Handlungsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler in einer durch Arbeit bestimmten Gesellschaft.
In den übrigen Fächern der Gesellschaftslehre sind wirtschaftliche Hintergründe ebenfalls von großer Bedeutung und lassen die Komplexität ökonomischer Entscheidungen deutlich werden. Die ökonomische Bildung bezieht daher in den einzelnen Schulformen unter Berücksichtigung der jeweiligen Stundentafel vornehmlich die folgenden Lernbereich und Fächer ein:
– Hauptschule: Gesellschaftslehre (Erdkunde, Geschichte, Politik), Arbeitslehre (Hauswirtschaft, Technik, Wirtschaft)
– Realschule: Gesellschaftslehre (Erdkunde, Geschichte, Politik)
– Gymnasium: Gesellschaftslehre (Erkunde, Geschichte, Politik),
– Gesamtschule: Gesellschaftslehre (Erkunde, Geschichte, Politik), Arbeitslehre (Hauswirtschaft, Technik, Wirtschaft).
Die ökonomische Bildung in der Sekundarstufe I erfolgt in Unterrichtsfächern, die für alle Schülerinnen und Schüler verbindlich sind. Darüber hinaus sollen die Inhalte der ökonomischen Bildung auch Anregungen für alle anderen Fächer und Lernbereiche liefern, in Projekten – auch mit außerschulischen Partnern – und im Fachunterricht zu wirtschaftlichen Fragestellungen Themen mit Anwendungsbezug zu behandeln.
Des Weiteren möchte ich Sie über die Leitidee der eigenverantwortlichlen Schule des neuen Schulgesetzes von 2006 informieren. Der Begriff der Eigenverantwortung weist auf eine Steuerung des Schulsystems, die Arbeit der Schulen nicht mehr ins Detail durch Vorgaben steuert.
Die Schulen des Landes entwickeln ihr eigenes pädagogisches Profil und gestalten den Unterricht sowie das Schulleben weitgehend eigenverantwortlich. Zentral ist die individuelle Förderung der Schülerinnen und Schüler. Nordrhein-Westfalen geht den Weg von einer stärker regulierten Schule hin zu einer eigenverantwortlichen Schule. Eigenverantwortliche Schulen übernehmen auch als System Verantwortung für die Qualität ihrer Arbeit und die Weiterentwicklung des Unterrichts. Sie wählen eigenständig ihre pädagogischen und organisatorischen Wege und Instrumente, die für die jeweiligen Bedingungen vor Ort am besten geeignet sind und verbinden so kontinuierlich die Unterrichts- mit der Personal- und Organisationsentwicklung an Schulen.
In diesem Zusammenhang haben Sie auch die Möglichkeit, sich im Rahmen der Elternarbeit mit der Schulleitung in Verbindung zu setzen, um dort Ihr Anliegen vorzubringen.
Ich hoffe, dass ich Ihnen mit diesen Informationen eine Antwort auf Ihre E-Mail liefern konnte und wünsche Ihnen, auch im Namen von Frau Ministerin Sommer, alles Gute.
Mit freundlichen Grüßen
Im Auftrag

gez. …

Wenn ich das richtig sehe, sah die NRW-Ministerin Verbraucherbildung als nicht notwendig an. Als ich dann davon hörte, dass Ministerin Aigner die Verbraucherbildung an Schulen stärken will. Musste ich an meine Vorschlag denken. Schon seltsam, dass damals keine Notwendigkeit gesehen wurde und von der selben Partei nun doch gesehen wird.
Ich frage mich, ob Frau Aigner selber die Idee hatte oder diese von mir kopiert hat. Eine Idee ist doch geistiges Eigentum. Nach der Urheberrechtslobby müsste ich doch jetzt die Frau Aigner abmahnen können wegen „Diebstahl geistigen Eigentums“ oder? [Achtung Ironie!]