Seit nun mehr eineinhalb Tagen hat die türkische Regierung um Ministerpräsident Erdogan die Social-Media-Plattform Twitter gesperrt. Gegen 22.30 Uhr tauchten am Donnerstag Abend unter dem Hashtag #twitterisblockedinturkey die ersten Meldungen darüber auf, dass Twitter innerhalb der Türkei nicht mehr aufrufbar sei. Kurze Zeit später bestätigte auch Spiegel online in einer ersten Meldung die Abschaltung.
Şevket Uyanık, Vorstandsmitglied der türkischen Piratenpartei, veröffentlichte kurz nach der Sperre ein Foto jener Seite, welche türkische Twitterer an Stelle des normalen Web-Clienten zu sehen bekommen. Es ist die selbe Seite, die auch auf anderen Seiten wie zum Beispiel Youtube oder ähnlichen Seiten zu sehen ist, seit dem die türkische Regierung das neue Internet-Gesetz auf den Weg gebracht hat. Erdogan selbst hatte bereits am Nachmittag vor der Abschaltung des Microblogging-Dienstes seine Kritik an sozialen Netzwerken deutlich verschärft, da unter anderem Mitschnitte von Telefonaten Erdogan’s darüber verbreitet wurden, welche den Regierungschef in Sachen Korruptionsaffäre immer weiter in Bedrängnis bringen.
Die Sperre selbst hatte jedoch nur kurzzeitig den gewünschten Effekt, innerhalb von Stunden bekamen türkische Twitterer in Form von Proxy-Servern und ähnlichen Hilfen Sympatiebekundungen aus der ganzen Welt.
Selbst Twitter meldete sich am gleichen Abend mit einer Botschaft an seine türkischen Nutzer, in der diese aufgefordert wurden, die Tweets via SMS zu versenden um die Sperre zu umgehen.
Am gestrigen Freitag tauchten vereinzelt die Gerüchte auf, dass Twitter wieder verfügbar sei. Nachfragen der Flaschenpost ergaben jedoch, dass Twitter weiterhin nur via VPN Tunnel zu erreichen sei, Twitter selbst offenbar jedoch rechtlichen Beistand gesucht habe um die Gespräche mit der türkischen Regierung aufzunehmen.
Serhat Koc, ein Sprecher der türkischen Piraten, wandte sich gestern an die Netzwelt mit der Bitte, weitere Server zur Verfügung zu stellen. Seine Partei arbeite zur Zeit an diversen Projekten, die es ermöglichen, die performanten Sperren zu den sozialen Netzwerken zu umgehen.
we are working on meshnet and an app like securedrop so we need reliable servers in germany or holland can you help us with it please?(wir arbeiten im Moment an “Meshnet” und einer App – ähnlich wie securedrop – brauchen aber zuverlässige und sichere Server in Deutschland und Holland Könnt Ihr uns dabei helfen?)
Wer diese Sache unterstützen möchte, kann sich auf englisch direkt mit Serhat über sein Twitterprofil in Verbindung setzen.
Vielen Dank Harry L. Weber für seinen Gastbeitrag aus der Flaschenpost im Rahmen der Kooperation der Piratenmedien Kompass und Flaschenpost.
