Viktor Mayer-Schönberger, Professor am Oxford Internet-Institute, war im Rahmen seiner Karriere lehrend in der Überwachungs-Demokratur Singapur tätig: straffe Justiz samt Todesstrafen, staatlich betreutes Wohnen, Netz- und Bürgerkontrolle, doch immer alles picobello sauber für die braven, durchdisziplinierten Bürger im tropischen Inselstaat.
Daher bringt er einen ganz persönlichen Bezug mit. Die österreichische Tageszeitung „Die Presse“ interviewte ihn jetzt zu seinem neuen Buch „Delete – Die Tugend des Vergessens in digitalen Zeiten“
Zum Thema Speichern: „Das Speichern – das Vergessen ist die Ausnahme. Das hat Konsequenzen: Es gibt eine Verschiebung der informationellen Macht. Denn man kann sehr viele Informationen speichern, mit denen man uns in Zukunft konfrontieren kann.“
Zu sozialen Netzwerken: „Wir müssen damit rechnen, dass alles, was wir heute auf Facebook und Twitter von uns geben, uns in vielleicht zehn, 20 Jahren vorgehalten wird.“
Zu elektronischer Demokratie: „Der Traum eines intensiven demokratischen Diskurses mit den Bürgern ist eben genau das: ein Traum. Denn diese „tiefe Demokratie“ bedeutet eine unglaubliche Anstrengung, ständig Diskurse zu führen und am Leben zu halten, zu argumentieren, zu diskutieren, zu entscheiden und das dann umzusetzen. Viele ziehen es eben vor zu leben.“
Letztere pessimistische Ansage wird die Liquid-Feedback-Fans nicht erfreuen. Anyway schreibt gerade ulrics an einem LF-Beitrag für den Kompass im August.