Diese Woche war ich Gastredner beim Piraten-Stammtisch in Hamm, eine fast 200.000 Einwohner zählende Stadt im westlichen Westfalen, NRW. Es ging um Pressearbeit oder besser gesagt Medienarbeit vor Ort. In etwa 2 1/2 Stunden sind wir durch diese Themenwelt gewandert. Als Gäste dabei waren Jens Seipenbusch, Bundestagslistenkandidat aus Münster und Robert Stein, MdL NRW.
Die Hammer möchten mehr Kampagnen machen. In Hamm gibt es das skandalöse “Glas-Verbot”. Hier ist bereits & soll bald auf noch viel mehr öffentlichen Plätzen das Trinken aus Glasflaschen komplett verboten werden.
Dieser Eingriff in die freie Persönlichkeitsentfaltung wird vom CDU-Oberbürgermeister vehement verteidigt. Jetzt bin ich mal gespannt, was wir in den nächsten Wochen und Monaten für piratige Aktionen erleben werden.
Pressearbeit hilft. Doch wie kommen die Piraten in die Zeitung oder auf örtliche Blogs bei der Themen-Konkurrenz in einer großen Stadt?
Die Antwort liegt in systematischer Aufarbeitung, vielseitiger Präsentation und natürlich auch langfristiger Arbeit. Zuerst einmal haben wir uns angeschaut, was es überhaupt für Medien gibt.
Für das ideale Wirken braucht es eine Strategie.
Was haben die Piraten zu bieten? Wie will man sie darstellen? Was sind die Ziele, welche Medien helfen und schließlich: welche Zielgruppen überhaupt angesprochen werden. Externe, Interne? In Hamm gibt es dank FH-Ausbau immer mehr Studenten. Aber auch die so genannten Konservativen in der CDU-lastigen Stadt oder die Achtundsechziger und alternative Lebensformen lebenden Menschen wären interessant. Oder aber auch die bisher Ungehörten …
Mit der Strategie in der Hand kann man mal über das Jahr Aktionen vorausplanen. Dazu braucht es eine Vorstellung wann welche Termine anstehen. Man braucht also einen Kalender. Und hier ist ein Kalender:
Vielleicht lässt sich ja aus solchen Terminen wie 30. April Jahrestag der WWW Serversoftware irgendetwas auf lokale Gegebenheiten herunterbrechen. Oder beim “Sattelfest” etwas aufziehen. Das auszufeilen und im Vorfeld an zu denken, damit alles im April oder Juli fertig ist, wäre dann später die Aufgabe des Kampagnen-Teams.
Denn kampagnenfähig muss man werden. Kampagnen als übergreifendes Element sind viel wichtiger als mehr oder weniger ungezielte Einzelaktionen, die letzten Endes wirkungslos bleiben oder nicht so wirkungsvoll sind, wie sie sein könnten.
Für jede Kampagne braucht es Pressearbeit aber auch Werbemittel wie Flyer und natürlich Events wie Veranstaltungen, Infostände und so weiter. Dazu haben wir uns natürlich auch in Hamm für eine konkrete Kampagne Gedanken gemacht, hier etwa Sicherheit auf Mobiltelefonen:
Und wenn Pirat das jetzt alles definiert hat mit der Kampagne, muss es raus an die Medien. Eine Kunst für sich.
Ich finde den Ansatz sinnvoll, wenn man sich als externer freier Mitarbeiter des Mediums sieht. Und nicht als jemand, der seine eigene Message unbedingt ins Blatt oder auf das Blog drücken muss.
Das könnte schließlich soweit gehen, dass ihr mit einer Piraten-Mail-Adresse auch ganz allgemeine Dinge wie Verkehrsunfälle, News in eurer Nachbarschaft mit dem Handy direkt von der Straße aus an die Redaktion meldet. Einfach um ein positives Gespräch mit den Journalisten aufzubauen und dann auch mal irgendwann besser berücksichtigt zu werden.
Medienmacher haben wenig Zeit. Sie freuen sich über ganz kurze und knappe Infos. Dazu gehört auch längere Partei-Texte, die Anträge oder so, auf 2-3 Sätze einzukürzen und das dann so an die Medien weiterzugeben.
Schließlich geht es ein wenig ans Texten einer Pressemeldung. Wir haben uns dazu ein kleines Formular gebastelt. Der Aufbau ist immer das wichtigste zuerst. Dann einen ganz langen Satz in dem die berühmten fünf “W”: wer was wann wo wie. Im späteren Fließtext folgt dann die Antwort auf die Frage: warum?
Sorgfältig an der Überschrift arbeiten, und schon möglichst nicht nur eine Überschrift sondern gleich noch 2-3 Unter-Überschriften mitliefern. Wenn’s ein schönes Foto mit Menschen gibt,umso besser. Gerade in der Tagespresse sind Namen Nachrichten. Je mehr Namen, desto besser. Deshalb sind Verbündete in der Einwohnerschaft, im Vereinsleben so wichtig.
Als letztes widmeten wir uns noch den elektronischen Medien. Da möchten die Hammer noch einen eigenen YouTube Channel ins Netz stellen, was ich für eine sehr gute Idee halte. gerade die jüngeren Demographien konsumieren ganz gerne die kurzen Internet-Videos. Da könnt ihr durch vielfältige Präsentation sehr schön die Leute auch auf dem mobilen Endgerät erreichen (Stichwort ACTA-Video von Bruno), wo man ja nicht so gerne lange Texte lesen möchte.
Mir hat das sehr viel Spaß gemacht mit dem Vortrag. Wenn die eine oder andere Gliederunge mal Lust hat, das von mir zu hören, freue ich mich auf eine Einladung.
Ansonsten habt ihr schon mal die PressetalkSlides als PDF.