Kompass – Zeitung für Piraten

KOMPASS – BuVo – Kandidatengrill 2014.2: Marcel Ritschel

 

Bundesvorstandswahlen der Piratenpartei Deutschland 2014

MARCEL RITSCHEL - FOTO -VOLKER MUELLER  CC BY NC - BLOG
MARCEL RITSCHEL – FOTO -VOLKER MUELLER CC BY NC – BLOG

Kandidateninterviews

KOMPASS – BuVo – Kandidatengrill 2014.2:

 

 

KOMPASS:  

  

  

Ende November 2013 fand auf dem Bundesparteitag in Bremen die Wahl des aktuellen Bundesvorstandes statt. 

Der Wahl folgten in kurzen Abständen, verschiedene innerparteiliche Verwerfungen, hervorgerufen durch #Flaggenstreit, #Bombergate, #Orgastreik, sowie der daraus resultierende „Flügelstreit“ der „linken“ und der „sozial-liberalen“ Piraten. 

Aufgrund der erfolgten Eskalation, traten am 16-03-2014, dem Abend der bayerischen Kommunalwahl, der politische Geschäftsführer Björn Semrau, Generalsekretärin Stefanie Schmiedke und Schatzmeister Stefan Bartels zurück. 

Ihr Rücktritt hinterlässt einen amtierenden, handlungsunfähigen Bundesvorstand.

Das führt zur Notwendigkeit eines außerordentlichen Bundesparteitages (aBPT), mit dem alleinigen Ziel, einen neuen Bundesvorstand (BuVo) zu wählen.  

Mit dieser Interviewserie möchte die KOMPASS-Redaktion allen wahlberechtigten Piraten die Möglichkeit geben, ihre BuVo-Kandidaten vorher genau kennen zu lernen. 

Da sich in den Entwicklungen der letzten Monate gezeigt hat, dass es in der Piratenpartei keine „prinzipiell“ unpolitischen Bundesvorstands-Ämter gibt, bekommen alle Kandidaten die gleichen Fragen gestellt, egal für welchen Posten sie sich bewerben.

KOMPASS:

Es treten neben Dir noch einige weitere Kandidaten an, die ebenfalls einen Platz in diesem Gremium erringen wollen.

Wir möchten Dich bitten, unseren Lesern ein paar persönliche Informationen über Dich zu geben, damit sie einen Eindruck davon gewinnen können, wen sie wählen, wenn sie Deinen Namen ankreuzen. 

 

 

MARCEL RITSCHEL:

Marcel Ritschel, 29 Jahre jung, geboren in Berlin, seit 2005 in Dresden

 

KOMPASS: Kommen wir nun zum Fragenkatalog:

 

1. Für welchen Posten im Bundesvorstand kandidierst Du?

 

MARCEL RITSCHEL:

GenSek und eventuell stellv. GenSek

 

2. Aus welchem Grund kandidierst Du?

 

MARCEL RITSCHEL

Ich bin der Meinung, dass wir uns als Piraten in Richtung progressive Zukunftspartei entwickeln und weiter entwickeln sollten. Dafür braucht es auch Menschen mit Mut im Vorstand.

Und ich bin einer von den Menschen, die halt auch gern anpacken.

Auch die Kandidatenvielfalt spielt eine Rolle. Es sollten so viele fähige Leute wie möglich kandidieren.

 

3. Was sind Deine politischen Ziele?

 

MARCEL RITSCHEL:

Für die Piraten wünsche ich mir, das sie sich weiter in Richtung progressive Zukunftspartei entwickeln.

Allgemein bin ich einer von den Menschen, die eine Welt ohne Grenzen sehen. Ansonsten finde ich folgendes Zitat sehr treffend:

 

„Anarchismus bedeutet also die Befreiung des Geistes von der Herrschaft der Religion, die Befreiung des Menschen von der Herrschaft des Eigentums, die Befreiung von den Fesseln und dem Zwang des Staates.

 

Anarchismus steht für eine Gesellschaftsordnung, basierend auf dem freiwilligen Zusammenschluss von Individuen zum Zweck, wirklichen sozialen Wohlstand zu schaffen; eine Ordnung, die jedem Menschen freien Zutritt zur Welt und volles Ausleben der Lebensbedürfnisse entsprechend den individuellen Wünschen, Neigungen und Vorlieben gewährleistet.“

 

-Emma Goldman («Der Anarchismus und seine wirkliche Bedeutung», 1911)

 

 

4. Welche Eigenschaften machen Dich zum geeignetsten Kandidaten für den Vorstand?

 

MARCEL RITSCHEL:

Ich bin ein Teamplayer und arbeite themenbezogen. Ich kann meine Zeit, die ich habe, gut einteilen und gebe sehr gerne meine Ressourcen den Piraten. Ich bin nun schon im dritten Jahr Vorstandsmitglied, es macht mir Spaß und die ein oder andere Erfahrung kann ich da bestimmt weiter geben :o)

 

5. Hast Du Erfahrung in Menschenführung? Hast Du bereits Menschen angestellt, beauftragt oder entlassen?

 

MARCEL RITSCHEL:

In meiner Funktion als Landesvorsitzender des LV Sachsen habe ich einige Beauftragungen ausgeschrieben und Menschen beauftragt (Pressesprecher, Landesgeschäftsleitung …).

Außerdem hatte ich die Möglichkeit als Landesgeschäftsstellenleiter Praktikanten zu betreuen.

 

6. Mit wem besprichst Du Dich, und wer gibt Dir Ratschläge in politischen und organisatorischen Fragen?

 

MARCEL RITSCHEL:

Ich bin ein sehr offener Mensch, und reden kann ich mit so ziemlich jedem Piraten. Und Ratschläge? Davon bekommt man gerade als BuVo ja so ziemlich von jedem welche. Manche davon gebe ich auch gern unbenutzt zurück.

 

7. Kannst Du privates und Amtsbezogenes trennen?/ Wärst Du in der Lage auch Freunden eine Ordnungsmaßnahme zu erteilen?

 

MARCEL RITSCHEL:

Selbstverständlich kann ich die beiden Dinge unterscheiden und trennen. Deshalb würde ich mich in einer solchen Situation zurücknehmen und enthalten.

 

8. Aus welchen Personen würde sich Dein Lieblingsvorstand zusammensetzen?

 

MARCEL RITSCHEL:

Edward Snowden wäre toll – über die anderen Kandidaten äußere ich mich aber nicht.

 

9. Wie groß sollte Deiner Meinung nach der Bundesvorstand sein?

 

MARCEL RITSCHEL:

Ich bin für einen Bundesvorstand mit 9 Menschen.

 

10. Siehst Du den BuVo als ein administratives (verwaltender Vorstand), oder als ein politisches Amt?

 

MARCEL RITSCHEL:

Beides.

 

11. Wie stehst Du zur Bezahlung von Vorständen oder Mitarbeitern?

 

MARCEL RITSCHEL:

Ich denke das wir über kurz oder lang da nicht drum herum kommen.

Wir verheizen Jahr für Jahr Menschen in Ehrenämtern und gute Menschen kandidieren nicht aus finanziellen Gründen.

Gerade ein bezahlter BuVo kann dazu beitragen, dass der Vorstand sich nur um diese Arbeit kümmern kann, ohne noch eine 40 Stunden Arbeitswoche nebenbei machen zu müssen.

 

12. Hast Du bereits Erfahrung in Parteiämtern sammeln können?

 

MARCEL RITSCHEL:

Ja, bin im dritten Jahr.

 

13. Wenn ja, welche hast Du bisher ausgeübt?

 

MARCEL RITSCHEL:

Ich war 1 Jahr GenSek im KV Dresden, dann 1 Jahr der Vorsitzende vom KV Dresden und bin seit November 2013 Vorsitzender des LV Sachsen.

 

14. Bist Du vor Deiner Mitgliedschaft in der Piratenpartei bereits in einer anderen Partei gewesen?

 

MARCEL RITSCHEL:

 

15. Bist Du aktives Mitglied, oder Sympathisant von außerparlamentarischen Gruppen, oder NGOs?

 

MARCEL RITSCHEL:

Ich find Greenpeace, Sea Sheperd und Amnesty International sehr sympathisch, habe mich dort aber nie so richtig engagiert.

 

16. Wie verortest Du Dich politisch? / Welchem Flügel der Piratenpartei fühlst Du Dich zugehörig?

 

MARCEL RITSCHEL:

Progressiv und zukunftsorientiert.

 

17. Inwiefern würdest Du einen Einfluss nicht rechtsstaatlicher, und nicht gewaltfreier Gruppen, auf die Piratenpartei verhindern, obwohl Du eventuell mit ihren Zielen sympathisierst?

 

MARCEL RITSCHEL:

Ich kenne keine Gruppierungen die an einer solchen Einflussnahme Interesse hätten.

 

18. Inwieweit kann die Piratenpartei verlangen, dass ihre Kandidaten, Amts-, oder Mandatsträger-, persönliche politische Ansichten oder Aktionen, die nicht dem allgemeinen Piratenkonsens entsprechen, unterlassen?

 

MARCEL RITSCHEL:

Bei Mandatsträgern ist das relativ schwer, weil jeder Mandatsträger nur seinem Gewissen schuldig ist.

Steht ja auch schon im Grundgesetz :o)

Bei Amtsträgern sieht das schon etwas anders aus. Wenn man als Vorstand irgendwo öffentlich redet, dann sollte man den Piratenkonsens nach aussen tragen.

Aber auch hier hat jeder Mensch die Freiheit zu sagen, was er denn möchte und auch seine eigene Meinung kundzutun.

 

19. Wie sollte der BuVo auf eine innerparteiliche Krise reagieren?

 

MARCEL RITSCHEL:

Konsequent, unaufgeregt und geschlossen.

 

20. Wie kannst Du als Bundesvorstand, zur Verbesserung der allgemeinen Streitkultur der Piraten beitragen, damit es nicht zu Beleidigungsexzessen unterschiedlicher Strömungen kommt, und eine gemeinsame Arbeit, trotz verschiedener Ansichten möglich bleibt?

 

MARCEL RITSCHEL:

Sachlich bleiben trotz Meinungsverschiedenheiten.

 

21. Wie stehst Du zu Quotierungen bei Ämterbesetzungen?

 

MARCEL RITSCHEL:

Ich denke Quotenregelungen sind gut um Veränderung zu erlangen.

Ein Grund warum wir so wenig weibliche Menschen haben, die sich trauen zu kandidieren, ist wegen dem Umfeld, was vorherrscht. Durch eine Quote wäre man gezwungen, eben dieses Umfeld zu ändern, weil man „gezwungen“ ist zusammenzuarbeiten.

Wenn wir dann soweit sind, dass sich alle wohlfühlen und das Umfeld stimmt, dann kann man gerne diese Regelung wieder kippen, aber von alleine passiert halt leider nichts.

 

22. Wie stellst Du Dir diese quantitativ vor?

 

MARCEL RITSCHEL:

Bei der genauen Ausgestaltung vertraue ich da auf unsere Basis.

 

23. Wie stellst Du Dir eine Kommunikation zwischen Basis und Vorstand vor?

 

MARCEL RITSCHEL:

Mehr persönliche Treffen!

 

24. Was sind SMV, BEO und Liquid Feedback für Dich?

 

MARCEL RITSCHEL:

Elementare Bestandteile der Piratenpartei.

Wir sollten die ersten beiden Projekte so schnell wie möglich auf den Weg bringen bzw. umsetzen und wir sollten LF (Liquid Feedback) wieder öfter nutzen.

 

25. Wie stellst Du Dir in Deinem Vorstandsamt die Kommunikation mit Presse, Funk und Fernsehen vor?

 

MARCEL RITSCHEL:

Ich denke, als GenSek wird sich meine Pressearbeit in Grenzen halten. Dafür sind dann Vorsitz und PolGF zuständig.

 

26. Hast Du in diesem Bereich bereits Erfahrung sammeln können?

 

MARCEL RITSCHEL:

Als Vorsitzender und Kandidat in der Kommunalwahl habe ich relativ viel Erfahrungen sammeln können.

 

27. Bist Du für zentrale, oder dezentrale Organisationseinheiten (Medienvielfalt), in der Öffentlichkeitsarbeit der Piraten?

 

MARCEL RITSCHEL:

Beides hat seine Berechtigung. Manche Aufgaben lassen sich dezentral besser organisieren, bei anderen überwiegen die Vorteile der Zentralisierung.

 

28. Was sind Deiner Meinung nach die drei „Essentials“ der Piratenpartei?

 

MARCEL RITSCHEL:

Vielfalt, Offenheit und Teilhabe.

 

29. Welche sind Deine drei wichtigsten politischen Ziele der Piratenpartei?

 

MARCEL RITSCHEL:

BGE, freier Zugang zu Kultur und Wisse und die Verteidigung der Menschenrechte.

 

30. Die drei größten Strukturprobleme in der Piratenpartei sind für Dich….

 

MARCEL RITSCHEL:

Wir haben keine Möglichkeit, zwischen den Parteitagen Entscheidungen zu treffen.

 

31. Was macht die Partei Deiner Ansicht nach „richtig“ oder „falsch“?

 

MARCEL RITSCHEL:

Die Partei?

Einzelne Menschen machen Dinge richtig, oder begehen Fehler. Die bespreche ich aber zunächst persönlich mit ihnen.

 

32. Wie stehst Du zum „Bedingungslosen Grundeinkommen“?

 

MARCEL RITSCHEL:

Ich finde das BGE sehr gut, auch und gerade weil das unsere gesamte Gesellschaft verändern wird. In meinen Augen ist das BGE Kernthema.

 

33. Wo siehst Du die Piratenpartei in einem Jahr?

 

MARCEL RITSCHEL:

Bei 10.000 Piraten und einer Zahlerquote von 95%.

 

 

Interview mit Marcel Ritschel zur Kandidatur BuVo 2014.2

 

Kompass: Marcel Ritschel, vielen Dank für das Gespräch.

Timecodex CC BY NC ND