Bundesvorstandswahlen der Piratenpartei Deutschland 2015
Kandidateninterviews
KOMPASS – BuVo – Kandidatengrill 2015:
KOMPASS:
Am Samstag, den 25. Juli und Sonntag, den 26. Juli 2015 findet der Bundesparteitag der Piratenpartei Deutschland in Würzburg statt.
Auf dem Programm stehen die Neuwahlen zum Bundesvorstand, sowie erste Beratungen und Programmschwerpunkte zur Bundestagswahl 2017.
Der KOMPASS möchte nun, wie auch in den letzten Jahren, den Mitgliedern der Piratenpartei, die Kandidaten für den Bundesvorstand vorstellen.
Wir werden allen Vorstandskandidaten die gleichen Fragen stellen, unabhängig davon, für welchen Posten sie kandidieren, da wir davon aus gehen, dass es in der Piratenpartei keine „prinzipiell“ unpolitischen Bundesvorstands-Ämter gibt.
Sie alle kandidieren für die Arbeit in einem gemeinsamen Vorstand, in dem sie, wenn gewählt, eine funktionierende Einheit bilden sollen.
KOMPASS:
Es treten neben Dir noch einige weitere Kandidaten an, die ebenfalls einen Platz in diesem Gremium erringen wollen.
Wir möchten Dich bitten, unseren Lesern ein paar persönliche Informationen über Dich zu geben, damit sie einen Eindruck davon gewinnen können, wen sie wählen, wenn sie Deinen Namen ankreuzen.
Carsten Sawosch:
Mein Name ist Carsten Sawosch, ich bin 47 Jahre alt, wohne und arbeite in Hannover. Ich habe drei Kinder, einmal Zwillinge im Alter von 20 Jahren und Nele die inzwischen 4 1/2 Jahre alt ist.
Meinen Lebensunterhalt bestreite ich als Mitarbeiter im IT-Support für einen gesetzlichen Unfallversicherer.
Mitglied der Piratenpartei bin ich 2011 geworden und engagiere mich seitdem durchgehend aktiv.
KOMPASS: Kommen wir nun zum Fragenkatalog:
Für welchen Posten im Bundesvorstand kandidierst Du?
Carsten Sawosch:
Ich kandidiere wieder für den stellvertretenden Bundesvorsitz.
Aus welchem Grund kandidierst Du?
Carsten Sawosch:
Ich besetze aktuell diese Position und habe noch einiges an Aufgaben in dem Verantwortungsbereich, welche in einem Jahr nicht zu erledigen waren.
Was sind Deine politischen Ziele?
Carsten Sawosch:
Ich möchte meinen Kindern die Möglichkeit geben auch noch eine Privatsphäre zu haben. Sie sollen auch noch die Chance der Mitbestimmung haben und ich will nicht zuletzt auch für mich, ganz offen und deutlich auf Missstände hinweisen können. Deswegen stehen für mich an erster Stelle die Menschenrechte und der Datenschutz.
Welche Eigenschaften machen Dich zu einem geeigneten Kandidaten für den Vorstand?
Carsten Sawosch:
Ich hatte jetzt bereits gut 13 Monate Zeit mich in bestehende Workflows einzuarbeiten und auch neue aufzuzeigen und mit zu implementieren. Für mich steht dann hier ganz klar der Vorteil, dass ich mich in die bislang durch mich zu verantwortende Geschäftsbereiche nicht erst einarbeiten muss. Ich könnte im Fall einer Wiederwahl direkt weitermachen
Warum sollten die PIRATEN Dich in Würzburg wählen?
Carsten Sawosch:
Wenn, dann weil sie der Meinung sind, dass sie mir den Job zutrauen und das ich in den letzten Monaten gezeigt habe, dass ich mich in meinen Bereichen bewährt habe.
Mit wem besprichst Du Dich, und wer gibt Dir Ratschläge in politischen und organisatorischen Fragen?
Carsten Sawosch:
Ich habe eine recht ausgewogenen Filterbubble, welche mir gegenüber auch nicht mit Kritik spart. Auf diese Menschen und ihre teilweise recht kontroverse Meinungen kann ich zum Glück immer zeitnah zurückgreifen.
Ich nutze aber auch gerne mein persönliches Umfeld ausserhalb der Partei. Seien es Kollege oder auch Bekannte, Freunde und natürlich auch der Familienkreis.
Aus welchen Personen würde sich Dein Lieblingsvorstand zusammensetzen?
Carsten Sawosch:
Ich würde mich sehr freuen, wenn der jetzige Bundesvorstand sich nach dem BPT in Würzburg bestätigt sieht und wir unsere begonnene Arbeit ein weiteres Jahr fortsetzen dürfen.
Wie groß sollte Deiner Meinung nach der Bundesvorstand sein?
Carsten Sawosch:
Ich tendiere da zu einem BuVo zwischen sieben und neun Mitgliedern.
Siehst Du den BuVo als ein rein administratives (verwaltender Vorstand), oder als ein politisches Amt?
Carsten Sawosch:
Ein immer wieder aufgebrachtes Thema, zu dem ich persönlich auch immer wieder nur sagen kann, „wie kann ein Vorstand in einer Partei unpolitisch sein?“
Rein administrativ als Vorstand zu sein ist unmöglich und funktioniert nicht.
Wie stehst Du zur Bezahlung von Vorständen oder Mitarbeitern?
Carsten Sawosch:
Wir werden in bestimmten Bereichen irgendwann nicht mehr darum herumkommen. Wenn wir unserer Aussage gerecht werden wollen, dass quasi ja jeder als Vorstand kandidieren kann, dann müssen wir auch dafür Sorge tragen, dass dies umgesetzt werden kann. Allerdings sind wir von der Umsetzung noch weit entfernt, dazu werden mehr finanzielle Mittel benötigt.
Hast Du bereits Erfahrung in Parteiämtern sammeln können?
Carsten Sawosch:
Ich durfte in den letzten Jahren in unterschiedlichsten Positionen und Ebene meine Erfahrungen in der Piratenpartei sammeln.
Wenn ja, welche hast Du bisher ausgeübt?
Carsten Sawosch:
– Pressesprecher RV Hannover
- Pressesprecher LV NDS
- Beisitzer RV Hannover
- 1V RV Hannover
- 2V und GenSek LV NDS
- 2V Bund
Bist Du vor Deiner Mitgliedschaft in der Piratenpartei bereits Mitglied einer anderen Partei gewesen?
Carsten Sawosch:
Ich hatte vor vielen Jahren mal einen Ansatz in der SPD versucht, zu einer wirklichen Mitgliedschaft ist es aber irgendwie nicht gekommen. Rückblickend betrachtet ist das auch gut so.
Bist Du aktives Mitglied, oder Sympathisant von außerparlamentarischen Gruppen, oder NGOs?
Carsten Sawosch:
Dafür bleibt mir aktuell neben meiner Arbeit und der Tätigkeit im BuVo keine Zeit.
Wie verortest Du Dich politisch? / Welchem Flügel der Piratenpartei fühlst Du Dich zugehörig?
Carsten Sawosch:
Ich bin Pirat und stehe hinter unserem Programm und unseren Beschlüssen.
Wie stehst Du zum Gewaltmonopol des Staates?
Carsten Sawosch:
Ich halte die Teilung der Gewaltmonopole für gut und richtig. Allerdings ist in letzter Zeit auch deutlich zu erkennen, dass die Kontrollgremien ihre Verantwortung wesentlich besser und deutlicher wahrnehmen müssen.
Würdest Du persönlich an Aktionen teilnehmen, die dem Parteiprogramm oder dem allgemeinen Piratenkonsens widersprechen?
Carsten Sawosch:
Wozu sollte ich mich gegen unsere Beschlüsse oder unser Programm stellen? Nein.
Wie stellst Du Dir eine Kommunikation zwischen Basis und Vorstand vor?
Carsten Sawosch:
Ich glaube, wir haben in den letzten Monaten die Kommunikation um ein wesentliches verbessert. Einmal wöchentlich die Sprechstunde im Mumble, regelmäßige öffentliche BuVo-Sitzungen und auch ansonsten ist jedes Mitglied des BuVo erreichbar.
Jeder hat grundsätzlich die Möglichkeit auch per Mail Kontakt mit dem BuVo aufzunehmen und auch Anträge können immer gerne eingebracht werden. Ich denke aber auch, dass wir damit auch eine Grenze erreicht haben, was als Ehrenamt zeitlich für diesen Bereich aufgebracht werden kann.
Hinzu kommen ja auch noch etliche Termine vor Ort bei Klausuren und Parteitagen.
Wie willst Du persönlich die Entwicklung von SMV, BEO und Liquid Feedback fördern?
Carsten Sawosch:
Ich werde weiterhin daran arbeiten, dass wir ein entsprechendes Tool rechtlich auf eine gesicherte Basis stellen und damit die Mitgliederbeteiligung erhöhen.
Wie stellst Du Dir in Deinem Vorstandsamt die Kommunikation mit Presse, Funk und Fernsehen vor?
Carsten Sawosch:
Da habe ich in meinen Bereich wenig bis gar keine Berührungspunkte.
Welche Themen sollte die Piratenpartei bis zur Bundestagswahl besetzen?
Carsten Sawosch:
Datenschutz, Privatsphäre und Menschenrechte.
Welche Themen möchtest Du selbst gegenüber der Öffentlichkeit vertreten?
Carsten Sawosch:
Datenschutz, Privatsphäre und Menschenrechte.
Was sind Deiner Meinung nach die drei „Essentials“ der Piratenpartei?
Carsten Sawosch:
Basisdemokratie, Teilhabe, Sicherheit.
Inwieweit sollte die Piratenpartei sich auch zum Beispiel den sozialen Themen zuwenden? Digitaler Wandel auf dem Arbeitsmarkt kann auch zu Arbeitslosigkeit und sozialen Ängsten führen. Welche Antwort geben wir darauf?
Carsten Sawosch:
Ich sehe da vieles bereits in unserem Programm vorhanden. Dadurch sind wir durchaus in der Lage, auch zu diesen Themen entsprechende Antworten geben zu können. Wir dürfen diesen Bereich auch nicht aus den Augen verlieren, da die Grenzen fließend sind.
Wie stehst Du zum „Bedingungslosen Grundeinkommen“?
Carsten Sawosch:
Ich halte die Grundidee für gut, stehe aber einer Verwirklichung recht kritisch gegenüber. Ich denke, es wäre hier wichtig, dass wir irgendwann zeitnah den Schritt einer Machbarkeitsstudie gehen können.
Es macht keinen Sinn, Erwartungen zu wecken oder zu nähren, wenn die Finanzierung nicht ausschöpfend geklärt ist.
Welche sind Deine drei wichtigsten politischen Ziele der Piratenpartei?
Carsten Sawosch:
Zunächst gibt es aktuell einiges, was verhindert oder verbessert werden muss. Nehmen wir da als konkrete Beispiele VDS und TTIP.
Grundsätzlich sollte unserer wichtigstes Ziel sein, unseren Einfluss in der politischen Landschaft zu erhöhen, wenn dies gelingt, dann können wir uns noch wesentlich mehr Ziele vornehmen.
Was macht die Partei Deiner Ansicht nach „richtig“ oder „falsch“?
Carsten Sawosch:
Das möchte ich so gar nicht definieren. Wir als Mitglieder machen sicherlich an vielen Ecken und Enden Fehler, machen etwas „falsch“. Das gehört aber mit dazu, vor allem da unsere Ressourcen begrenzt sind.
Der Partei aber ein richtig oder falsch zuzuschreiben, sehe ich nicht. Wir versuchen unserer Überzeugung weiter zu vermitteln, solange das im Rahmen des Programms geschieht, ist alles im richtigen Bereich.
Wo siehst Du die Piratenpartei in einem Jahr?
Carsten Sawosch:
In einem guten und interessanten Wahlkampf, in dem wir unsere Themen, in dem wir die Digitale Revolution klar und deutlich nach aussen tragen.
Interview mit Carsten Sawosch zur Kandidatur BuVo 2015
Kompass: Carsten Sawosch, vielen Dank für das Gespräch.
Timecodex – CC BY NC ND
