Viele deutsche Web-Nutzer haben eine extreme Einstellung zur Datensicherheit. So ist jedem siebten User egal, was mit seinen Daten im Web geschieht. Auf der anderen Seite verzichtet jeder Sechste aus Sicherheitsgründen komplett auf Online-Transaktionen.
Das zeigt die Studie „Datenschutz im Internet“, die der IT-Großkonzern-Lobbyverband (SAP, Microsoft etc.) Bitkom nun veröffentlicht. Erhoben wurden die Daten im Januar. „Zahlreiche Internet-Nutzer haben eine Schwarz-Weiß-Sicht auf die Datensicherheit im Internet. Eine vernünftige Balance zwischen Chancen und Risiken müssen viele erst noch finden. Dabei sollten Politik, Wirtschaft und Verbraucherschützer helfen“, sagte der jüngst ernannte Bitkom-Präsident Professor Dieter Kempf, auch Vorstandsvorsitzender des industrienahen Vereins „Deutschland sicher im Netz“.
Nur 40 Prozent aller User glauben, ihre persönlichen Daten seien im Web grundsätzlich sicher. 55 Prozent sind hingegen skeptisch. Dazu gehören insbesondere die jugendlichen Surfer sowie User mit hohem formalem Bildungsabschluss. Fast 40 Prozent aller Internet-Nutzer senden deshalb vertrauliche Informationen und Dokumente per Post statt per Mail. Gut jeder Vierte (28 Prozent) verzichtet aus Sicherheitsgründen auf Online-Banking, jeder achte (13 Prozent) auf Mitgliedschaften in sozialen Netzwerken.
Die meisten Internet-Nutzer sprechen sich für eine stärkere Vorbeugung und Verfolg von Straftaten im Web aus. Interessant für Piraten: Vier von fünf wünschen sich im Internet mehr Schutz vom Staat, insbesondere gegen Terror und Straftaten. Jedenfalls dann wenn sie suggestiv-alternativlos so befragt werden:
Frage: In welchen Bereichen soll der Staat im Internet stärker oder weniger stark eingreifen? Bitte sagen Sie mir zu jedem Bereich, ob der Staat viel stärker, stärker, weniger stark oder gar nicht eingreifen sollte.
(gelistete Werte für „viel stärker“ über alle Altersklassen. vgl. Abbildung 55: Meinungen zum staatlichen Eingriff im Internet – nach Alter, Seite 47)
47%: Verbraucherschutz
42%: Vorbeugende Gefahrenabwehr, z.B. bei Terrorgefahr
42%: Aufklärung und Verfolgung von Straftaten
25%: Datenschutz
13%: Speicherung von Internet-Verbindungsdaten für polizeiliche Zwecke
12%: Überwachung von Nachrichten und Gesprächen für polizeiliche Zwecke
Also heißt es in Zukunft „Vorbeugende Abwehr“ wenn uns Netzbespitzelung verkauft werden soll.
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Eine deutliche Mehrheit der Internetnutzer (87 Prozent) stimmt der Aussage zu, sie habe nichts zu verbergen. Lediglich eine Minderheit von zwei Prozent stimmt dieser
Aussage ganz und gar nicht zu.
Was die Bitkom-Auftragsforscher konkret fragten, lässt sich hier frei verfügbar und in aller Ausführlichkeit nachvollziehen, dies ist keine Selbstverständlichkeit für Bitkom-PR-Aktionen. Offensichtlich weht ein frischer Wind mit dem neuen Präsident.
Der Ergebnisband zur Bitkom-Studie pdf (54 Seiten)