Kompass – Zeitung für Piraten

KOMPASS – BuVo – Kandidatengrill 2014.2: Carsten Sawosch

 

Bundesvorstandswahlen der Piratenpartei Deutschland 2014

CARSTEN SAWOSCH FOTO - RALF TER VEER - CC-BY-SA - BLOG.jpg
CARSTEN SAWOSCH FOTO – RALF TER VEER – CC-BY-SA – BLOG.jpg

 

Kandidateninterviews

 

KOMPASS – BuVo – Kandidatengrill 2014.2:

 

KOMPASS:  

Ende November 2013 fand auf dem Bundesparteitag in Bremen die Wahl des aktuellen Bundesvorstandes statt. 

Der Wahl folgten in kurzen Abständen, verschiedene innerparteiliche Verwerfungen, hervorgerufen durch #Flaggenstreit, #Bombergate, #Orgastreik, sowie der daraus resultierende „Flügelstreit“ der „linken“ und der „sozial-liberalen“ Piraten. 

Aufgrund der erfolgten Eskalation, traten am 16-03-2014, dem Abend der bayerischen Kommunalwahl, der politische Geschäftsführer Björn Semrau, Generalsekretärin Stefanie Schmiedke und Schatzmeister Stefan Bartels zurück.

 

Ihr Rücktritt hinterlässt einen amtierenden, handlungsunfähigen Bundesvorstand.

Das führt zur Notwendigkeit eines außerordentlichen Bundesparteitages (aBPT),

mit dem alleinigen Ziel, einen neuen Bundesvorstand (BuVo) zu wählen. 

 

Mit dieser Interviewserie möchte die KOMPASS-Redaktion allen wahlberechtigten Piraten die Möglichkeit geben, ihre BuVo-Kandidaten vorher genau kennen zu lernen. 

Da sich in den Entwicklungen der letzten Monate gezeigt hat, dass es in der Piratenpartei keine „prinzipiell“ unpolitischen Bundesvorstands-Ämter gibt, bekommen alle Kandidaten die gleichen Fragen gestellt, egal für welchen Posten sie sich bewerben.

 

KOMPASS:

Es treten neben Dir noch einige weitere Kandidaten an, die ebenfalls einen Platz in diesem Gremium erringen wollen.

Wir möchten Dich bitten, unseren Lesern ein paar persönliche Informationen über Dich zu geben, damit sie einen Eindruck davon gewinnen können, wen sie wählen, wenn sie Deinen Namen ankreuzen.

CARSTEN SAWOSCH:

Mein Name ist Carsten Sawosch, ich bin 1968 in Hannover geboren. Ich habe drei Kinder im Alter von 19 und 3 Jahren (die Älteren sind Zwillinge). Nach meiner Schulzeit und einer Ausbildung im Hotelgewerbe bin ich zum Wehrdienst eingezogen worden, habe mich dort verpflichtet und insgesamt 12 Jahre bei der Bundeswehr verbracht. 10 Jahre davon als aktiver Soldat, die letzten zwei in der Berufsförderung in Schulform an der Bundeswehrfachschule in Hannover im Bereich staatl. Geprüfter Betriebswirt.

Bereits im Vorfeld habe ich noch eine Ausbildung als Bürokaufmann und den Teil vier der Meisterprüfung absolviert.

Seit 14 Jahren bin ich nun als IT-Supporter bei einer gesetzlichen Unfallversicherung in Hannover tätig.

 

 

KOMPASS: Kommen wir nun zum Fragenkatalog:

 

1) Für welchen Posten im Bundesvorstand kandidierst Du?

 

CARSTEN SAWOSCH: 

Ich kandidiere für die Position des stellvertretenden Bundesvorsitzenden. 

 

2) Aus welchem Grund kandidierst Du?

 

CARSTEN SAWOSCH:

Ich möchte meinen Beitrag leisten, dass wir einen handlungsfähigen BuVo bekommen und Strukturen innerhalb unserer Parteiverwaltung weiter ausbauen bzw. aufbauen.

 

3) Was sind Deine politischen Ziele?

 

CARSTEN SAWOSCH:

Zunächst möchte ich als Wähler wesentlich mehr Einfluss auf unserer Politiker haben, indem ich stärker oder überhaupt in die Entscheidungsfindung eingebunden werde. Ich erhoffe mir dadurch z.B. im Bereich der Familien- und Sozialpolitik endlich vertretbare Veränderungen.

 

4) Welche Eigenschaften machen Dich zum geeignetsten Kandidaten für den Vorstand?

 

CARSTEN SAWOSCH:

Ich bringe einiges an Erfahrung mit, die ich bei meinen bisherigen Tätigkeiten in Vorständen in teilweise recht arbeitsintensiven Zeiten sammeln konnte.

 

5) Hast Du Erfahrung in Menschenführung? Hast Du bereits Menschen angestellt, beauftragt oder entlassen?

 

CARSTEN SAWOSCH: 

Erfahrung im Bereich Menschenführung darf ich seit 1989 in den verschiedensten Positionen und Bereichen sammeln. Ich habe zu diesem Thema inzwischen etliche unterschiedliche Seminare und Lehrgänge besuchen können.

Menschen eingestellt und / oder entlassen musste ich persönlich bislang noch nicht, allerdings wurde ich zu beidem im Vorfeld des Öfteren mit herangezogen. Beauftragungen und auch das Entziehen solcher habe ich bereits öfter selbst durchgeführt.

 

6) Mit wem besprichst Du Dich, und wer gibt Dir Ratschläge in politischen und organisatorischen Fragen?

 

CARSTEN SAWOSCH:

Mit den verschiedensten Menschen in meinem Umfeld, auch außerhalb der Partei.

 

7) Kannst Du privates und Amtsbezogenes trennen?/ Wärst Du in der Lage auch Freunden eine Ordnungsmaßnahme zu erteilen?

 

CARSTEN SAWOSCH: 

Ich halte das zwar für problematisch und würde versuchen, mich in solchen speziellen Fällen zu enthalten. Grundsätzlich sehe ich mich bei gegebener Notwendigkeit aber auch dazu in der Lage.

 

8) Aus welchen Personen würde sich Dein Lieblingsvorstand zusammensetzen?

 

CARSTEN SAWOSCH: 

Grundsätzlich bin ich kein Freund von Prognosen, aber derzeit sähe ich gerne einen Vorstand in dem Stefan Körner, Kristos Thingilouthis, Ali Utlu, Stefan Bartels, Lothar Krauß, Stephanie Schmiedke vertreten sind.

 

9) Wie groß sollte Deiner Meinung nach der Bundesvorstand sein?

 

CARSTEN SAWOSCH: 

Der BuVo sollte maximal 8 Mitglieder haben.

 

10) Siehst Du den BuVo als ein administratives (verwaltender Vorstand), oder als ein politisches Amt?

 

CARSTEN SAWOSCH: 

Ich sehe die Hauptaufgabe eines BuVo im administrativen Bereich, aber es kann keinen unpolitischen Vorstand einer Partei geben.

 

11) Wie stehst Du zur Bezahlung von Vorständen oder Mitarbeitern?

 

CARSTEN SAWOSCH: 

Einer Bezahlung stehe ich im Bereich der Mitarbeiter sehr positiv gegenüber. Etlicher Zeitansatz zur Arbeitserledigung hat eine Größenordnung erreicht, dass sie nicht mehr nebenher erledigt werden kann. Des Weiteren gibt es Aufgabenbereiche, wo eine Entlohnung aufgrund der Verantwortung respektive des Weisungsverhältnisses angebracht wäre. Hierfür muss, vor allem unter Betrachtung unserer derzeitigen Beitragssätze, ein Konzept entwickelt werden.

 

12) Hast Du bereits Erfahrung in Parteiämtern sammeln können?

 

CARSTEN SAWOSCH: 

Dazu hatte ich seit 2011 ausreichend Gelegenheit. Ich war in verschiedenen Positionen im Vorstand des RV Hannover und als 2V im LV NDS tätig.

 

13) Wenn ja, welche hast Du bisher ausgeübt?

 

CARSTEN SAWOSCH:

–      Beisitzer im RV Hannover

–      1V im RV Hannover

–      2V im LV Niedersachsen

 

14) Bist Du vor Deiner Mitgliedschaft in der Piratenpartei bereits in einer anderen Partei gewesen?

 

CARSTEN SAWOSCH:

Ich war in den Neunzigern kurz inaktives Mitglied bei der SPD.

 

15) Bist Du aktives Mitglied, oder Sympathisant von außerparlamentarischen Gruppen, oder NGOs?

 

CARSTEN SAWOSCH:

Nein.

 

16) Wie verortest Du Dich politisch? / Welchem Flügel der Piratenpartei fühlst Du Dich zugehörig?

 

CARSTEN SAWOSCH: 

Klar dem sozialliberalen Bereich.

 

17) Inwiefern würdest Du einen Einfluss nicht rechtsstaatlicher, und nicht gewaltfreier Gruppen, auf die Piratenpartei verhindern, obwohl Du eventuell mit ihren Zielen sympathisierst?

 

CARSTEN SAWOSCH: 

Da sie nicht gewaltfrei sind, ist ein sympathisieren ausgeschlossen. Von daher würde ich alle meine Möglichkeiten einsetzen um einen solchen Einfluss auf unsere Partei zu verhindern.

 

18) Inwieweit kann die Piratenpartei verlangen, dass ihre Kandidaten, Amts-, oder Mandatsträger-, persönliche politische Ansichten oder Aktionen, die nicht dem allgemeinen Piratenkonsens entsprechen, unterlassen?

 

CARSTEN SAWOSCH: 

Indem hier klar und merkbar getrennt wird. Alles was offiziell im Namen der Partei kommuniziert wird, sollte sich im Programm wiederfinden und durch dieses gedeckt sein. Persönliche Meinungen und Ansichten sollten als solche auch ganz deutlich  zu erkennen sein.

 

19) Wie sollte der BuVo auf eine innerparteiliche Krise reagieren?

 

CARSTEN SAWOSCH: 

Dafür gibt es wohl keine allgemeingültige Antwort oder Lösung. In jedem Fall aber besonnen, überlegt und mit offenen Ohren für alle Meinungen….

 

20) Wie kannst Du als Bundesvorstand, zur Verbesserung der allgemeinen Streitkultur der Piraten beitragen, damit es nicht zu Beleidigungsexzessen unterschiedlicher Strömungen kommt, und eine gemeinsame Arbeit, trotz verschiedener Ansichten möglich bleibt?

 

CARSTEN SAWOSCH: 

Meinen Anteil dazu kann ich leisten, indem ich mich, wie jeder andere auch, nicht am Bashing beteilige. Konstruktive Kritik ist erwünscht und notwendig. Beleidigungen und Diffamierungen aber haben nicht Verbesserungen zum Ziel, sondern wollen Verletzen.

 

21) Wie stehst Du zu Quotierungen bei Ämterbesetzungen?

 

CARSTEN SAWOSCH: 

Ich sehe keine Notwendigkeit für eine Quotierung, halte dies größtenteils für Schönfärberei aber nicht für eine Lösung.

 

22) Wie stellst Du Dir diese quantitativ vor?

 

CARSTEN SAWOSCH: 

Gute Kandidaten setzen sich unabhängig von Quoten durch.

 

23) Wie stellst Du Dir eine Kommunikation zwischen Basis und Vorstand vor?

 

CARSTEN SAWOSCH: 

Vor allem offen und ehrlich. Aus meinen bisherigen Tätigkeiten hat sich immer wieder gezeigt, dass in einem vernünftigen Gespräch Missverständnisse ausgeräumt werden können. Aber dazu müssen Erreichbarkeit und Gesprächsbereitschaft vorhanden sein. Kritik aus der Basis muss ernstgenommen werden und Einfluss auf die Entscheidungsfindung haben.

 

24) Was sind SMV, BEO und Liquid Feedback für Dich?

 

CARSTEN SAWOSCH: 

Werkzeuge, die bislang noch nicht das gebracht haben, was versprochen wurde. Somit notwendige aber auch sehr große  Baustellen.

 

25) Wie stellst Du Dir in Deinem Vorstandsamt die Kommunikation mit Presse, Funk und Fernsehen vor?

 

CARSTEN SAWOSCH: 

Grundsätzlich mit Unterstützung durch Menschen mit Erfahrung in diesem Bereich.

 

26) Hast Du in diesem Bereich bereits Erfahrung sammeln können?

 

CARSTEN SAWOSCH: 

Ja, aber eine Presse auf regionaler oder auf Landesebene ist schon noch etwas anderes als auf Bundesebene. 

 

27) Bist Du für zentrale, oder dezentrale Organisationseinheiten (Medienvielfalt), in der Öffentlichkeitsarbeit der Piraten?

 

CARSTEN SAWOSCH: 

Grundsätzlich für beides. Da wir, nicht zuletzt durch unsere hohe Frequenz bei den internen Wahlen einen schnellen Wechsel haben, sollte eine zentrale OrgEinheit als Fixpunkt fungieren. Über diese sind eine entsprechende Hilfestellung und die Weitergabe von Erfahrungen möglich.

 

28) Was sind Deiner Meinung nach die drei „Essentials“ der Piratenpartei?

 

CARSTEN SAWOSCH:

–      Jeder darf, kann und soll sich einbringen

–      Meinungsvielfalt

–      Toleranz

 

29) Welche sind Deine drei wichtigsten politischen Ziele der Piratenpartei?

 

CARSTEN SAWOSCH:

–      Bildung

–      Queerpolitik

–      Familienförderung

 

30) Die drei größten Strukturprobleme in der Piratenpartei sind für Dich….

 

CARSTEN SAWOSCH:

–      Falsche Verteilung von Mitgliedsbeiträgen

–      Gliederungsgröße

–      Verwaltungsabläufe

 

31) Was macht die Partei Deiner Ansicht nach „richtig“ oder „falsch“?

 

CARSTEN SAWOSCH: 

Bei der Partei sehe ich da kein richtig oder falsch. Derartiges ist bei einzelnen Menschen und / oder Gruppen zu finden. Unser Problem liegt darin, dass wir es immer wieder zulassen, dass die Falschen sehr laut werden können.

 

32) Wie stehst Du zum „Bedingungslosen Grundeinkommen“?

 

CARSTEN SAWOSCH: 

Das BGE ist eine Möglichkeit, ein Modell, aber nicht die Lösung aller Probleme.

 

33) Wo siehst Du die Piratenpartei in einem Jahr?

 

CARSTEN SAWOSCH: 

Bei einem BPT, bei dem es endlich mal wieder um das Programm gehen wird und bei dem wir uns die vielen Erfolge unserer Mandatsträger auf kommunaler Ebene anschauen können.

 

Interview mit Carsten Sawosch zur Kandidatur BuVo 2014.2

Kompass:       Carsten Sawosch, vielen Dank für das Gespräch.

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