Kompass – Zeitung für Piraten

Wahlergebnisse, Gedanken und gesellschaftliche Visionen / Gastbeitrag von Frau Maja

PIRATEN NRW - MAJA TIEGS - FOTO - KOMPASS - be-him CC BY NC ND - IMG_8326 - BLOG
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Ja es macht ein wenig ratlos, dass die rechtspopulistische AfD mit großem Erfolg in drei Landtage eingezogen ist. Wer kann ernsthaft der Meinung sein, eine Partei, die das mit der Elitenförderung im Gegensatz zu ‘Die Partei’ ernsthaft umsetzen will, würde sich gegen ‘die da oben’ einsetzen? Aber ich will auch gar nicht darüber schimpfen, wie fürchterlich die Ideologie der AfD ist.

Fragt sich eher:

Warum wird sie gewählt? Warum wünschen sich Menschen die Erhaltung von irgendwelchen diffusen Werten? Wieso kommen derart konservative Werte wieder an?

Letztendlich scheint es mir eine Entwicklung zu sein, die die letzten Regierungen mit verschuldet haben. Menschen haben nicht mehr das Gefühl von sozialer Sicherheit. Es wird immer suggeriert der Staat stünde am Rande einer großen Krise, es wird damit Überwachung und Co gerechtfertigt.

Darüber hinaus klafft die soziale Schere immer weiter auseinander, gefördert vom Staat.

Besonders hart kommt es für die Leute, die ihren Job verlieren. Selbst in unserer hochtechnisierten Gesellschaft, in der Vollbeschäftigung eine Illusion ist, werden Menschen letztendlich dafür bestraft wenn sie keine Arbeit finden. Eine Vorgehensweise, die eigentlich völlig gegen jegliche Realitäten läuft. Und trotzdem wird jemandem, der ALG2 bezieht, jegliche Grundlage und Möglichkeit zur Lebensplanung genommen. Wer sämtliche Verhältnisse offen legen, Ersparnisse abgeben und Lebensstandard aufgeben muss, der fühlt sich ausgeliefert und das zurecht!

Die Reaktion sind allzu oft einerseits die Suche nach dem Schuldigen, der für die eigene Lage verantwortlich ist und der Wunsch nach einem Status in dem alles besser ist.

Leider ist der Leistungsbegriff, im speziellen der Arbeitsbegriff, immer noch eng mit der Wertigkeit eines Menschen verbunden. Wer keiner bezahlten Arbeit nachgeht, ist ein Versager. Ergo ist auch der Kampf um die Arbeitsplätze, die es schon lange nicht mehr in ausreichender Zahl gibt, ein Kampf darum, wer der Stärkere ist.

Da kommen Erklärungen, warum man diesen Kampf verliert, recht. Eine davon ist eine benachteiligende Ausgangsposition, beispielsweise die Mär, dass Menschen, die in unser Land kämen, bevorzugt werden. Oder auch, dass durch die Öffnung nach Europa und den Euro alles schlimmer geworden sei. Ja, da ziehen dann auch solche Slogans wie ‘Einwanderung braucht klare Regeln’ oder ‘Der Euro ruiniert Europa’. Das dies alles nicht so stimmt – zweitrangig. Solange selbst Mitglieder der Regierung von Wirtschaftsflüchtlingen reden und derartige Ressentiments befeuern, wird sich nichts ändern.

Und solange werden sich auch Menschen nach der trügerischen Sicherheit eines überholten Wertesystems sehnen. Wer keine Sicherheit in dem derzeitigen politischen System findet, weil sie schlicht vom Staat entzogen wird, wird sich dem zuwenden, der sie verspricht. Auch wenn dieser jemand populistische Parolen verwendet.

Die Lösung wäre ein gesellschaftliches Umdenken, eine Transformation des Arbeitsbegriffes von der reinen bezahlten Arbeitskraft hin zu der Leistung eines Menschen insgesamt. Soll heißen: Nicht nur die bezahlte Arbeit sollte als Leistung anerkannt werden, sondern auch, wenn jemand Kinder erzieht, wenn jemand seine Angehörigen pflegt, wenn sich jemand ehrenamtlich engagiert. Dies ist weder in der Gesellschaft der Fall, noch wird es bislang irgendwie vom Staat gefördert, dass sich das jemals ändert. Ich nehme da immer meine Mutter als Beispiel, die vier Kinder großgezogen hat, aber am Ende ihres Lebens von der Rentenkasse so behandelt werden wird, als hätte sie 15 Jahre nicht gearbeitet und der demnach Altersarmut droht.

Wir Piraten haben da die Vorstellung eines Bedingungslosen Grundeinkommens. Ein Modell, was ich großartig finde, weil es so visionär ist. Es setzt allerdings voraus, dass sich einige Dinge grundsätzlich ändern und umgedacht werden, Strukturen und Menschenbilder umgebaut werden. Das wird dauern, und ist nicht von heute auf Morgen zu schaffen. Aber ich persönlich mag darauf hinarbeiten.

Dies sind jetzt nur einige Gedanken, die ich mir gemacht habe. Ich könnte jetzt noch darüber auslassen wie das zu geschehen hat… aber das wäre einen weiteren Blogpost wert.

 

Danke Maja für Deinen Gastbeitrag.