Kompass – Zeitung für Piraten

Piraten kommen zurück an Bord – Sascha Brandhoff / #welcomeback

WELCOME BACK - be-him CC BY NC SA
WELCOME BACK – be-him CC BY NC SA

Die Piraten stehen für eine tolerante, bunte Gesellschaft. Sie vertreten nicht allein ihre klassischen Netzthemen, sie werden dringend gebraucht um sich für die Freiheitsrechte der Bundesbürger einzusetzen.

Im Augenblick treten viele ehemalige Piraten wieder in die Partei ein. Mitglieder, die nach den Querelen der letzten Monate die Partei verlassen hatten, kehren zurück.

Wir möchten heute Sascha Brandhoff vorstellen, der sich entschlossen hat, wieder aktiver Pirat zu sein.

SASCHA BRANDHOFF - PIRATENPARTEI - FOTO - PRIVAT - BLOG
SASCHA BRANDHOFF – PIRATENPARTEI – FOTO – PRIVAT – BLOG

 

KOMPASS:

 

1) Sascha, weshalb hast Du Dich entschlossen, wieder bei den Piraten mitzuarbeiten?

 

SASCHA BRANDHOFF:

Ich bin im Jahr 2007 Mitglied einer bis dahin einzigartigen Partei geworden. Ich glaube dass diese Partei im Kern noch existiert, aber unser Schiff schwer Schlagseite erlitten hat. Nun gilt es Ressourcen zu bündeln und die Schäden zu reparieren. Kein leichter Job, denn das Wasser steht uns schon jetzt bei Oberkante, Unterlippe.

Was mich aber ermutigt hat, ist die Tatsache, dass die „Köpfe“ dieser Partei unser Schiff verlassen haben und eine echte Chance besteht, dass die Basis wieder das freundliche und kompetente Gesicht dieser Partei bildet.

 

2) Welche Hoffnungen verbindest Du mit deinem persönlichen Neuanfang?

 

SASCHA BRANDHOFF:

Ich sehe es weniger als Neuanfang und Hoffnungen habe ich auch keine. Ich war auch nie wirklich weg. Ausgetreten bin ich im November 2013 nach einem turbulenten Jahr als politischer Dingsbums des LV Hessen.

 

3) Was sind Deine Ziele für die nächste Zeit?

 

SASCHA BRANDHOFF:

Ein schönes Bild, das ich an dieser Stelle gerne vermitteln möchte, ist das einer großen saftigen Wiese, die einst unser Spielfeld war. Kein Zaun und völlige Freiheit. Was wir in den letzten Jahren aber gemacht haben, war diese schöne Wiese zu umzäunen und den Zaun Stück für Stück enger zu ziehen.

Das Ergebnis war, das wir alle, die nicht unserer Ansicht waren, dadurch Stück für Stück von unserer Wiese verbannt haben und unsere eigene Freiheit damit eingeschränkt haben. Das muss aufhören! Der Zaun muss weg damit wir wieder jeden auf unsere Wiese lassen, der bereit ist sich mit seinen Ideen einzubringen und für Mehrheiten zu werben und das in einem demokratischen Kontext.

Man könnte also sagen, mein Ziel ist es Zäune einzureißen, damit wir wieder zu unserer ursprünglichen Freiheit zurückfinden, um Platz zum Denken haben und um neue Ideen zu entwickeln, die eine Gesellschaft frei von Angst und mit Beteiligung entwickeln, eine freie Gesellschaft.

 

4) Glaubst Du, dass die Partei jetzt wieder zur Ruhe findet?

 

SASCHA BRANDHOFF:

Einige dieser selbstverliebten Wortführer haben viel vom Tafelsilber zerschlagen,  das es nun zu reparieren gilt. Die Frage ist, ob die Piraten dazu bereit sind, denn wir haben verlernt, einen ehrlichen und offenen Diskurs untereinander zu führen und gegensätzliche Meinungen zu respektieren. Wichtig ist, dass die verbleibende Mannschaft sich wieder gegenseitig vertraut, denn das, was vor uns liegt, wird kein Zuckerschlecken.

Einen wichtigen Punkt sehe ich darin, das wir diejenigen, die jetzt ausgetreten sind, den Weg gehen lassen, den sie gehen wollen, ohne Ihnen weitere Beachtung zu schenken. Der Fehler, den wir in der Vergangenheit gemacht haben ist, dass wir diesen Menschen zu viel Beachtung geschenkt haben und sie damit erst interessant für andere gemacht haben.

 

5) Wo siehst Du die Piraten in einem halben Jahr?

 

SASCHA BRANDHOFF:

Mit einer Handbreit Wasser unterm Kiel mitten in einem schweren Sturm, der es erfordert, das wir als Mannschaft zusammenstehen, denn ansonsten werden wir das nicht überleben und unser Schiff wird am Meeresgrund kapern. Warum, werde ich gerne erklären.

Unsere ehemaligen Parteifreunde werden nicht aufhören, dieser Partei, auch durch ihre Medienwirksamkeit, zu schaden. Ich gehe zudem fest davon aus, das es einen „Fork“ (eine Abspaltung) geben wird.

Weiterhin konkurieren wir in einem Wettstreit der Ideen mit anderen Parteien und wir haben bereits lernen können, wie schwer es sein kann, gegen diese Ungetüme anzukämpfen. Sie haben Erfahrung, Kontakte und Geld. Aber durch kluge Ideen und frühzeitige Einbeziehung der Bevölkerung können wir Boden gewinnen.

 

Sascha Brandhoff, vielen Dank für das Gespräch.

 

Timecodex CC BY NC ND

6 Kommentare

  1. Der Interviewte meint mit „Freiheit“ die Abwesenheit von Linken nach einer Säuberungsaktion. Sehr aufschlussreich.^^

    „…die Basis wieder das freundliche und kompetente Gesicht dieser Partei bildet“

    Die verbliebene Basis ist ein Mob, der nie als freundlich und kompetent wahrgenommen werden wird. 😉

  2. Ich schätze gerade die Freiheit, dass jeder sagen kann was er will, hat die Piraten doch erst dahin gebracht wo sie jetzt stehen. Ohne klare Linie wohin es gehen soll und ohne Vision von dem wofür Piraten überhaupt stehen kann es nie zu einer funktionierenden Partei kommen. Statt sich auf wenige Kernthemen zu fokusieren hat man sich in unwichtigen Nebenschauplätzen verzettelt.

    Überwachung war und ist DAS Thema. Es war das richtige Thema für die Piraten zur richtigen Zeit. Keine andere Partei hätte mehr Gewinn aus den Snoden Enthüllungen schlagen können. Doch stattdessen konzentrierte man sich auf Dinge wie Feminismus… weil… mhh warum eigentlich? Gibt es nicht schon andere Parteien die sich das auf die Fahnen schreiben und auch nicht gewählt werden?

    1. die Wahlergebnisse auf dem außerordentlichen Parteitag Ende Juni in Halle zeigten ja ganz deutlich, wie randständig Extrempositionen bei den Piraten sind. Seitdem wird es Tag für Tag besser, der neue Vorstand leistet eine sehr gute Arbeit, die PIRATEN wieder wählbar zu machen.

  3. Offenbar kann dann doch nicht jeder sagen, was er will? Jedenfalls wurde mein kritischer Link nicht freigeschaltet, oder?

Kommentare sind geschlossen.