Kompass – Zeitung für Piraten

Gastbeitrag von Fulleren / Analyse Bundestagswahl & Öffentlichkeitsarbeit

Hallo,

wir müssen etwas ändern, aber bevor wir alles über Bord werfen sollten
wir schon mal sauber analysieren was denn schief gegangen ist.

Seit Oktober 2012 sind die Umfrageergebnisse der Piratenpartei unter 5%
gewesen, das ganze Jahr 2013 waren sie so um die 2%.

Die gravierendsten Fehler müssen also in der Zeit zwischen April/Mai
2012 und Oktober 2012 passiert sein.

Bezogen auf die Umfragewerte vor der Wahl ist das Wahlergebnis “normal”.
Wir sind eine von 4(5) Parteien, die sich gegenüber 2009 verbessern
konnten. Es ist uns gelungen unsere Wähler zu mobilisieren. Natürlich
hätte man da vieles besser machen können, aber es ist wie gesagt nicht
der eigentliche Grund warum wir nicht im Bundestag angekommen sind.
Gewonnen haben CDU/CSU + 9%, AfD + fast 5%, SPD + 2% und Piraten +0.2%.
Das 2009er Ergebnis der Piratenpartei in NRW war unter dem
Bundesdurchschnitt so dass wir uns in NRW um 0.5% Punkte verbessert haben.

Was haben CDU und AfD besser gemacht als wir?

Beide haben Personen und Emotionen in den Vordergrund gestellt, Inhalte
spielten praktisch keine Rolle.

Bei der CDU waren es Merkel und Zufriedenheit, die AfD setzte auf
“Professoren” und Angst,Nationalstolz .

Jetzt wird auch klar, was wir zwischen der Berlin-Wahl und der NRW-Wahl
richtig gemacht haben. Wir haben in der Zeit mit Köpfen und Emotionen
geworben. Marina Weisband als absoluter Sympathieträger im Fernsehen,
ein frecher Christopher Lauer und ein putziger Gerwald Claus-Brunner als
Köpfe. Als Emotionen die Aufbruchstimmung, ein Zukunftsoptimismus und
ein gesundes Selbstbewustsein, diese Kombination hat Menschen
angesprochen. So ein “Lasst die mal einen Versuch machen” ging durch die
Wahlen.

Was wir nicht erreicht haben ist, dass die Menschen (und die Medien)
unseren Bundesvorstand als Verwaltung und Pressesprecher verstanden
haben. Unser “Spitzenpersonal” hat versucht Landtagsfraktionen
aufzubauen und Konzepte zu finden die Basis und die Bevölkerung
einzubinden. Die Mitgliederschwemme hat die Partei sowohl
organisatorisch als auch bezüglich der politischen Identität völlig
überfordert. Kann sich noch jemand an Postgender erinnern?

Außerdem sind uns die Versäumnisse um die Ohren geflogen, die schon
lange Jahre hätten gelöst werden sollten.
– Eine saubere Definition für Transparenz und die Abgrenzung zum
Datenschutz.
– Eine digitale Beteiligungsplattform die Datenschutz und
Manipulationssicherheit angemessen berücksichtigt, obwohl eine geheime
und sichere Onlinewahl unmöglich ist.
– Der Anspruch auf Bürgerbeteiligung obwohl sich mehr als 90% selbst der
Parteimitglieder gar nicht beteiligen wollen oder können.
– Eine überschaubare IT-Infrastruktur aufzubauen, die Zusammenarbeit und
Informationsfluss überschaubar und recherchierbar macht.

Zuletzt haben uns die Medien “ignoriert”. Realität hallo! Mit 2% in den
Umfragen sind wir eine unbedeutende Splitterpartei. Da muss schon mehr
kommen als eine sachliche Pressemitteilung , damit daraus eine Meldung wird.

Die wichtigsten Entscheidungen liegen hier außerhalb der AGÖA (Arbeitsgemeinschaft Öffentlicjkeitsarbeit).

– Themen und Köpfe
– saubere Definitionen
– gute Werkzeuge
– bessere Verwaltungsstruktur

Aber einige Aufgaben fallen in den Bereich der AGÖA
– die interne Kommunikation/Information funktioniert schlecht
(Wichtige Diskussionen/Informationen gehen bei Twitter unter)

– Pressemitteilungen sind zur Zeit nicht das effektivste Mittel den
Bürger zu erreichen, daher braucht es ein Bürgerinformationsportal auf
dem Nachrichten auf und über die Piratenpartei gebündelt werden.

Das Piraten-Wiki ist nicht wirklich ein geeignetes Medium um Transparenz
über die geleistete Arbeit herzustellen. DAS überfordert sicher die
AGÖA, dazu müsste es wohl eine eigene AG geben.

LG
Fulleren

 

Vielen Dank Fulleren, dass wir Deinen Beitrag übernehmen konnten, das ist schon mal eine gute erste Analyse. Wir werden hier im Kompass-Blog in Kürze weitere Stimmen veröffentlichen.

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