Dem Bundesvorstand der Piraten laufen die langjährig aktiven Mitarbeiter weg. Das jedenfalls ist der Eindruck aus den letzten Wochen.
Heute, am 11. Dezember 2016, hat das ehemalige Bundespresse-Team dem Kompass ein ausführliches Statement zu seinem Rücktritt am 28.11. (wir berichteten) abgegeben – und liefert erstmals eine Begründung für den überraschenden Rückzug.
Der erst im August in Wolfenbüttel gewählte Vorstand verlor bereits den frisch gewählten Generalsekretär – im Zuge der Aufarbeitung des parteieigenen Onlineshops. Ende November kündigte dann das Bundespresseteam die Zusammenarbeit auf. Darüber hinaus stehen weitere Mitarbeiter vor ihrem Abschied, haben bereits ihre Kündigung abgegeben oder sind kurz davor, das zu tun.
Immer wieder in der Kritik der Gegangenen: Bundesvorsitzender Patrick Schiffer, der nichts weniger als eine umfassende neue Ausrichtung der Partei ausgerufen hat, dafür auch gewählt wurde.
Doch wo gehobelt wird, fallen Späne. Die Sargnägel fürs Ex-Bundespresseteam waren etwa ruppige Personalentscheidungen:
„Pakki versuchte mehrfach und entgegen zuvor getroffener glasklarer Absprachen teamfremde Personen ohne Rücksprache in die Strukturen zu pressen. Darunter waren Personen, die in der Vergangenheit über einen längeren Zeitraum massiv auf weitere Teammitglieder losgegangen sind und diese öffentlich diffamiert haben. Er ignorierte auch, dass die Aufnahmeprozedur bewusst auch zum Teambuilding verwendet wurden.“
Spielchen und Tricksereien:
„Mehrmals wurden Kontaktaufnahmen angekündigt und in PADs (webbasierte Notizzettel, Red.) protokolliert. Öffentlich wurde so der Eindruck erweckt, (ein Presseteammitglied, Red.) wäre nicht zu erreichen. Kontaktaufnahmen fanden aber weiterhin nicht statt bzw. nur per Twitter, wo diese auch beantwortet wurden. Eine telefonische Erreichbarkeit war IMMER gegeben, die Telefonnummern sind bekannt bzw. stehen sogar im Wiki.“
Es gab offensichtlich jede Menge Gespräche, um die wahrgenommenen Probleme zu beheben:
„Mehrfache Gespräche zur Bereinigung der Probleme haben stattgefunden, führten aber zu keinem Ergebnis. Der Bundesvorsitzende hat weiterhin die Satzung, die Workflows, die Absprachen und die Teamaufstellung ignoriert und, wie weiland Helmut Kohl, versucht an allen Strukturen vorbei zu arbeiten. Er hat seine Vorstandskollegen in wichtigen Feldern schlicht nicht informiert und politisch fragwürdige Alleingänge gestartet, zum Beispiel den angeblichen „GEMA/GRUENEN-Hack“, bei dem niemand außer Bruno und ihm informiert war und der unserer Partei in Sachen Glaubwürdigkeit bei Presse, Wählern und den kreativ tätigen Menschen, für die das Urteil erstritten werden sollte, schweren Schaden zugefügt. Dazu hat er begonnen, seine persönliche Pressestruktur zu schaffen (Neues Social-Media-Team), nur auf ihn persönlich zugeschnitten, an den Zuständigkeiten der GO (Geschäftsordnung, Red.) vorbei.“
Angeblich möchte Pakki die PIRATEN-Message ganz alleine verkünden:
„Dazu hat er öffentlich die Geschäftsordnung des Bundesvorstandes in mehreren öffentlichen Pressesitzungen als „falsch“ bezeichnet, weil dort der politische Geschäftsführer als zweiter Verantwortlicher für die Pressearbeit genannt wird. pakki möchte gern allein zuständig sein und verletzt damit das demokratische Verfahren der geteilten Herrschaft. Die Piratenpartei ist keine autokratische Veranstaltung des 1V zu seiner persönlichen Lobpreisung, sondern eine demokratische Partei.“
Insgesamt schmerzt es die ehemaligen Öffentlichkeitsarbeiter, dass die vor etwa 2 Jahren vereinbarte Struktur, nämlich Öffentlichkeitsarbeit aus einem Guss über alle Kanäle, auf kaltem Weg ausgebremst wurde, und zwar, seit der neue Bundesvorstand am Ruder ist:
„In diversen Besprechungen forderten wir die Einhaltung der geschaffenen Strukturen und zeigten, das wir in der Lage waren, sinnvolle Erweiterungen mit einer Personalabdeckung zur versehen, um sie an den Start zu bekommen.
Beispiel Relaunch Webseite und Mattermost (ein neues IT-Tool, Red.). Die neben Pakki mit zuständigen Buvos Kristos und Carsten kommunizierten zwar immer wieder ihre Unterstützung uns gegenüber, taten im Ergebnis aber nichts, um einfach die vereinbarten Workflows aufrecht zu erhalten.“
Soweit Auszüge aus dem Statement.
Der Kompass hat heute gegen 16 Uhr Patrick Schiffer per Twitter die Kritikpunkte übermittelt und seine Sicht der Dinge angefragt. Aus privaten Gründen war es Patrick nicht möglich – an einem Sonntagnachmittag innerhalb vier Stunden – direkt in diesem Beitrag darauf zu antworten. Er wird gegebenenfalls einen Beitrag auf seinem Blog publizieren.
Wie die weitere Neuausrichtung der Piraten dann so läuft, bleibt abzuwarten. 2017 stehen wichtige Wahlen an, die Umfragewerte sind bisher eher bescheiden.
Hahaha, ihr habt noch immer nichts gelernt. Der Untergang ist hart verdient.
Wer im Glashaus sitzt sollte nicht mit Steinen werfen!
Hallo zusammen, als ein wesentlicher Teil des ehemaligen Presseteams muss ich für meinen Teil einschränken: Ich habe Carsten und Kristos selbst immer als fair und in der Sache auf der richtigen Seite erlebt, kann die Kritik an diesen beiden BuVos also nicht 100% unterschreiben.Es waren harte Zeiten, es war eine hohe Taktung an guten Beiträgen, ein Benchmark für jeden der darauf folgt. Dabei fielen auch mal Späne. aber die Zusammenarbeit hat gut geklappt. Viele Grüße Jürgen / Timecodex
Ihr habt jede Menge gute Texte geliefert, ich hoffe, dass euren Nachfolgern das auch gelingt.
Also wenn jemand diese Diskussion öffentlich führen muss, dann war er meines Erachtens nach so oder so falsch in der Öffentlichkeitsarbeit.
Wenn ein ganzes Presseteam zurücktritt, dass lange einen guten Job gemacht hat – dann ist das ein Grund, dass diese Diskussion öffentlich geführt wird.
Hat es denn wirklich einen guten Job gemacht?
Texte liefern und mit Texten jemand erreichen sind zweierlei Dinge.
Ihr wolltet Pakki, nun habt ihr 100% Pakki. Man hätte sich ja vor seiner Wahl informieren können in NRW. Aber immer hin hat der weitere Untergang einen Namen:
Pakki.
Alleine das Pakki Per02, der monatelang gegen die Piraten, BuVo und die Partei hetzte zu benennen, zeigt wie blind Pakki „regiert“.
Moin zusammen!
Diese Diskussion hat in der Öffentlichkeit nichts verloren. Ihr beschädigt euch so selbst in eurer geleisteten, guten Arbeit.
stolenprivacy
Das alte Presseteam hat nicht verstanden, dass es Dienstleister ist und nicht ungewählter Neben-BuVo.
Leider haben meiner Meinung nach Teile des ehemaligen Presseteam -und damit denke ich an Harry und Bim- in der Vergangenheit selbst durch ihr Verhalten vorhandene Teams (Social Media, Webseite, Online-Redaktion) so sehr getroffen, dass diese anderen Teams nicht mehr existent sind oder nur noch auf Sparflamme arbeiten.
Es ist ironisch aber auch menschlich-typisch, dass die Vorwürfe des alten Teams, die nun aufkommen, genau dem entsprechen, wie sie sich selbst verhalten haben.
Doch diese Sachen sind subjektiv. Niemand, auch ich nicht, wird der dem alten Bundespresseteam vorwerfen können, sie haben nicht das Beste gewollt.
Man soll halt mal auf die Fakten schauen. Was hat das alte Presseteam geleistet im Vergleich von vor 2 Jahren?
– Die Pressearbeit ist intransparent geworden. Mitmachen geht nur über „Gesichtskontrolle“ (ähnlich wie bei Aufnahmeverfahren der Progressiven damals) und Unterwerfung selbst definierter und selbst kontrollierter Regelungen
– Die Mailingliste zur innerparteilichen Verbreitung von PMs abseits der Website wird nicht mehr durch die Bundespresse befüllt.
– Die vorher vorhandenen Teams SG Website, SG Onlineredaktion arbeiten nicht mehr. Das Team SG Social Media verlor wichtige und gute Leute.
– Die Pressemeldungen bestanden zuletzt nur mehr aus Statements von Patrick Breyer und aus Reaktionen auf Tagesgeschehen a la „Die Piratenpartei fordert…“
– Die Pageviews auf die Bundeswebsite sanken mangels von täglich ca. 30k auf nur noch 1,5k . Ursache hierfür sind nicht nur sachliche Fehler in der Syntax der Artikel, sondern hauptsächlich eben deren nicht vorhandener Inhalt (Inhalte unter 600 Zeichen, die nur eine Forderung nebst Zitat enthalten), die mangelnden (nicht vorhandene) Pflege alter Inhalte, die nicht mehr gepflegten wichtigen Hinweise auf Aktionen und Termine und eine destruktiv wirkende Kommentarmoderation.
Dies sind die Erfolge der alten Bundespresse.
Wie war das mit dem Glashaus und den Steinen?
tl;dr: Krokodilstränen.
Hallo Helden,
nun ja, man könnte viel dazu sagen aber lohnt sich der Aufwand?
Eher nicht, außer das der XWolf seine Beauftragung um den BPT152 in Würzburg zurückgegeben hat.
Ach eins noch, ich entschuldige mich dafür das ich Ehrenamtlich für die Piratenpartei tätig war!
Ideenwanderer
Transparenz muss sein. Egal wo, egal wie schmerzhaft das ist.
Sei es nun in der Zusammenarbeit oder bei verfilzten Strukturen.