Kompass – Zeitung für Piraten

Ungesunder Datenklau

Wer einen Informations-Vorsprung hat, kann seine Interessen besser durchsetzen. Deshalb sind sensible Informationen teures Geld wert. Beispielsweise Adressen von großzügigen Spendern: diese werden von Hilfsorganisationen für teures Geld gekauft, um Spendenbitten dorthin zu schicken. Hier geht es vielleicht um 100 bis 1000 Euro pro „Kopf“.

Die kriminelle Energie kennt mit steigenden Summen keine Grenzen. Wenn Millionen- und Milliarden-Summen wie im Gesundheitsbereich verteilt werden, schrecken Lobbyisten vor Privatspionage nicht zurück. Heute meldet heise.de, daß Mails und vertrauliche Unterlagen aus dem Gesundheitsministerium seit Jahren an Apotheker- und sonstige Interessengruppen durchgesteckt wurden:

Ein externer IT-Mitarbeiter des Bundesgesundheitsministeriums soll über mehrere Jahre hochsensible und vertrauliche Informationen gestohlen haben – darunter sollen sich auch E-Mails der Minister Philipp Rösler und Daniel Bahr sowie ihrer engsten Mitarbeiter und Staatssekretäre befinden. Dreh- und Angelpunkt des Datenklaus soll ein freiberuflicher Lobbyist der Apothekerschaft sein, der so Beschlüsse, Gesetzesentwürfe und andere Daten für Gegenstrategien der Apothekenlobby nutzen konnte.

Neue Schnittstelle

Welche Bedrohung durch die von der Bundesregierung als Ersatz für die Vorratsdatenspeicherung geplante Zwangs-Schnittstelle für alle Mail- und Cloud-Accounts entsteht, läßt sich so ansatzweise nacherleben. Es braucht dann nur, wie im Gesundheitsministerium, einen Innentäter, der auf Wunsch von Auftraggebern über die Schnittstelle in die unverschlüsselten Postfächer und Dokumente schaut. Ohne Spuren zu hinterlassen, denn ein Logging oder eine Pflichtinformation ist, wie bisher bei der Abhörerei, nicht vorgesehen.