Kompass – Zeitung für Piraten

„Imperialismus“: FAZ kommentiert den Leistungsschutz (Update 30.11.)

Die FAZ bringt heute einen Großkommentar von ihrem „Medienjournalist“ Michael Hanfeld:

Google-Imperialismus

29.11.2012 ·  In der Debatte um das Leistungsschutzrecht tarnt Google die eigenen Geschäftsinteressen als Allgemeinwohl. Der Konzern fürchtet um sein Monopol und sein intransparentes Geschäftsmodell.

Dabei kommt man durch einfaches Wortvertauschen zum Kern der Sache:

Verleger-Imperialismus

29.11.2012 ·  In der Debatte um das Leistungsschutzrecht tarnen Presse-Verleger die eigenen Geschäftsinteressen als Allgemeinwohl. Die Großverlage fürchten um ihre Lokal-Monopole und das intransparente Geschäftsmodell.

Und zu „Leistung anderer ohne Entgelt ausbeuten“ -> können Verlage ganz gut. Besonders ihre prekär beschäftigten freien Mitarbeiter. Oft bekommen die ihr Honorar erst mehrere Monate später.

Jahrzehntelang lebten Zeitungsverleger goldig von ihren höchst einträglichen Monopolen und als Lokalzeitung vom sogenannten lokalen Anzeigenmonopol. Jeder, der eine Bevölkerung in X-Stadt erreichen wollte, kam an der örtlichen Tageszeitung nicht vorbei. Intransparente Meinungsmache war und ist an der Tagesordnung: der „Algorithmus“ wie welche Themen auf die Titelseite gehoben werden, ist für Zeitungsleser nicht transparent.

Dann die Kleinanzeigen-Märkte für Auto, Jobs, Wohnen und die Schweinebauchanzeigen der Supermärkte: eine tolle Goldgrube, mit der sich sehr auskömmliche Renditen, im Fall der WAZ einst um die 15 Prozent, bequem erwirtschafteten.

Dann kam das Internet, der Anzeigenmarkt bröckelte weg. Der Lesermarkt auch, denn dank Blogs und Facebook und kostenloser News gibts mehr Aktuelles für weniger Geld. Auch die hohen Kosten eines Zeitungsabos von rund 350 Euro im Jahr werden von den elektronischen und Telekom/Handy-Aktivitäten angeknabbert. Zeitungen vor Ort erreichen die jüngeren Zielgruppen fast überhaupt nicht mehr. Für viele Lokalausgaben gibt es überhaupt keine geprüften Auflagenzahlen. Nun fangen Discounter wie Aldi an, sich von den Groß-Anzeigen zu verabschieden und verteilen ihre Prospekte direkt in die Briefkästen. Weil die Werbeeffizienz nachläßt. Dazu ausgedünnte Redaktionen im Zuge von Sparmaßnahmen. Die Qualität des Produktes wird stetig schlechter: noch zahlende Leser ärgern sich über schlampig hingeschmierte Texte voller Tippfehler.

Merkel soll zahlen

Die Verleger schreiben nach dem Staat, fordern null Prozent Mehrwertsteuer für Tageszeitungen, obwohl ihr Produkt bereits steuerlich begünstigt ist und sie sich 12 Prozentpunkte aus der Steuerdifferenz* zu Lasten der Allgemeinheit in die eigene Tasche stecken dürfen.

Neuester Brüller: Zeitungen als haushaltsnahe Dienstleistung wie Putzen oder Handwerk abzugsfähig von der Steuer.

Dieser Kommentar ist ein einziger Fail, Michael Hanfeld dient sich als PR-Schreiber für Verlagsinteressen an – als Medienjournalist ist er für mich durchgefallen.

(* Update 30.11.: Zeitungen werden zum Bruttopreis verkauft, nur der ist kaufentscheidend für den Verbraucher. Bei 1 Euro und Mwst 19% bekäme der Verlag nur  81 Eurocent, bei dem jetzigen 7% Mwst gibts 11 Cent mehr für den Verlag und bei der 0% Mwst wären die vollen 100 Cent für die Verlagskasse. Mehrwertsteuer für zugekaufte Dienstleistungen wie etwa Porto im Postzeitungsdienst kann sich der Verlag natürlich vom Finanzamt zurückholen. Es entstünde so eine verdeckte Subvention über die Mehrwertsteuer. Weitere Beispiele für mehrwertsteuerfreie Geschäfte sind übrigens Briefporto, Arztrechnungen und Wohnraummieten.)

Ein Kommentar

  1. Ich nenne es nicht ohne Grund Leistungsschutzschwachsinn.

    Das Gesetz ist vollkommen überflüssig, schließlich kann jeder Verlag Google mit der Robot.txt ausschließen. Es geht hier also nicht um Schutz, sondern einzig und allein darum mit abzukassieren auf bequeme Art. Ein Geschäftsmodell was ja auch schon die Rechteverwerter für sich entdeckt haben.

    Ich wohl nur eine Frage der Zeit, bis dann die Teiler bei Facebook auch abgemahnt werden.

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